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Rittersgrün, Erzgebirgskreis, Sachsen, Deutschland



 


Notizen:
Wikipedia 2022:

Rittersgrün ist ein Ortsteil der Gemeinde Breitenbrunn/Erzgeb. im sächsischen Erzgebirgskreis. Die Streusiedlung mit etwa 1600 Einwohnern entstand um mehrere Hammerwerke, die vom 15. bis zum 19. Jahrhundert am Lauf des Pöhlwassers betrieben und mit Erzen aus zahlreichen umliegenden Bergwerken beliefert wurden. Durch ihre Lage an einem wichtigen Erzgebirgspass wurde die Siedlung im Dreißigjährigen Krieg wiederholt von durchziehenden Söldnern geplündert. Nach dem Niedergang des Hammerwerkswesens Mitte des 19. Jahrhunderts dominierte der Betrieb von Pappen- und Sägewerken die Wirtschaft der Gemeinde. 2007 wurde Rittersgrün nach Breitenbrunn/Erzgeb. eingemeindet. Heute ist Rittersgrün vor allem als Ausflugs- und Wintersportort bekannt. Zu den Hauptanziehungspunkten zählen das Sächsische Schmalspurbahnmuseum und ein gut ausgebautes Wanderwegenetz.

Geschichte:

Im Mittelalter bildete das Pöhlwasser die Grenze zwischen der Herrschaft Schwarzenberg und den östlich davon gelegenen Besitzungen der Herren von Schönburg. Entlang des Baches lag der Rittersgrüner Pass, der den Erzgebirgskamm querte und für Chronisten Indiz für eine frühe Besiedlung der Gegend war. So feierte man im Jahr 2000 das 750-jährige Bestehen von Rittersgrün. Dass tatsächlich bereits im 13. Jahrhundert eine Siedlung auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde bestanden hat, ist zweifelhaft und nicht zu belegen. Vermutlich steht die erste Besiedlung des späteren Rittersgrüns in engem Zusammenhang mit der Anlage eines Hammerwerks am Pöhlwasser im 15. Jahrhundert. Johann Paul Oettel berichtet 1748 von „Jacob Kleinhempels, der ohngefehr 1440. auf dem Hammer zu Rittersgrün gewirthschafftet“. Ob dieses Hammerwerk und die dazugehörenden Gebäude bereits einen Namen trugen, ist nicht bekannt. Erst 1534 wurde Rittersgrün als Bezeichnung für das erste Haus auf der linken Seite des Pöhlwassers in einer Steuerliste des Amtes Schwarzenberg urkundlich erwähnt. Woher die Bezeichnung Rittersgrün stammte und ob sie eventuell für die rechte Bachseite in Gebrauch war, lässt sich auf Grund der schlechten Quellenlage nicht bestimmen. Wenige Jahre später entstanden zwei neue Hammerwerke am rechten Ufer des Pöhlwassers. Hans Schwarz, der Bürgermeister von Annaberg, ließ an der Stelle der heutigen Kirche einen „neuen Hammer, am Behlwasser mit einem Renwergk“ errichten. Die Angabe „Undt seint daruber drey wüste Hammerstede und darunter auch eine“ lässt den Schluss zu, dass bereits vorher ein reger Eisenverarbeitungsbetrieb im Gange war. Etwas weiter flussabwärts entstand der Hammer von Hans Kleinhempel, vermutlich an der Stelle des von Oettel genannten Hammerwerks Jakob Kleinhempels. Dieser blieb, nach einem späteren Besitzer Arnoldshammer benannt, bis ins 20. Jahrhundert ein eigenständiger Gutsbezirk. Ende des 16. Jahrhunderts verlegte der Hammerherr Nikolaus Klinger einen Hochofen nach Rittersgrün und bildete damit die Grundlage eines weiteren Hammerwerks, das nach seinem Schwiegersohn und Nachfolger Rudolph von Schmertzing als Schmertzingischer Hammer bezeichnet wurde.

Es ist anzunehmen, dass die ersten Siedler wegen der Arbeit in den Hämmern nach Rittersgrün kamen und sich in deren Umkreis niederließen. Eine frühere Besiedlung des Gebietes ist unwahrscheinlich, weil das raue Klima und der felsige Untergrund kaum Ackerbau zuließen und damit weder Lebensgrundlage noch Anziehungskraft boten. Während über die frühe Geschichte der rechten Seite des Pöhlwassers wenig bekannt ist, ist die Besiedlung der gegenüberliegenden Flussseite besser dokumentiert. Der erste Siedler, der sich auf dem Gebiet links des Pöhlwassers, das in Anspielung auf seine Zugehörigkeit zum damaligen Amt Schwarzenberg noch heute als Amtsseite bezeichnet wird, niederließ, war der Breitenbrunner Nisius Lebe, der 1534 dort sein Haus errichtete. 1536 heißt es in einer Steuerliste „Rittersgrun Ist ein Heuslen“. 1560 waren bereits elf Häuser gebaut und eine kleine Siedlung entstanden.

Anfang des 17. Jahrhunderts hatte die Rittersgrüner Eisenverarbeitung ihren Höhepunkt erreicht. Auf einem Öder-Blatt von ca. 1610 werden flussabwärts die folgenden Anlagen genannt: „Nicol Klingers Erben Zehnhammer“ oberhalb des Zusammenflusses von Mückenbach und Pöhlwasser, „der Klingerische Erben hohe ofen“ an der Stelle des späteren Schmertzing’schen Hammers, „Paul Eschers hohe ofen“ an der Stelle der späteren Fabrik Junghans und Söhne, „Paul Eschers Hammer“ an der Stelle der heutigen Kirche und als vermutlicher erster Siedlungskern „Caspar Arnolts Hammer“. 1617 wurde der Eschersche Hammer durch Wasser und Feuer schwer beschädigt und 1633 durch die kaiserlichen Truppen des Generals Heinrich von Holk, die den Rittersgrüner Pass als Weg von Böhmen nach Sachsen und zurück nutzten, wie alle Rittersgrüner Eisenverarbeitungsanlagen zerstört. Während die Hammerwerke von Arnold und von Schmertzing wieder aufgebaut und in Betrieb gesetzt wurden, blieb der Eschersche Hammer wüst. Im August 1661 fügte ein Hochwasser den beiden verbliebenen Hammerwerken erneut schwere Schäden zu. 1670 ließ sich Hannibal von Schmertzing den Bau von 17 Häusern für seine Arbeiter und die Erbgerichtsbarkeit über die Siedlung genehmigen. Wenige Jahrzehnte später hatte sich die Zahl der Gebäude auf dem Hammerberg oberhalb des Schmertzing’schen Hammerwerks mehr als verdoppelt. Die rasche Bevölkerungszunahme, die nicht zuletzt auf Exulanten aus dem benachbarten Böhmen infolge der dortigen Gegenreformation zurückzuführen ist, veranlasste gegen Ende des 17. Jahrhunderts den Bau einer eigenen Rittersgrüner Kirche.

1704 erwarb Johann August von Elterlein den Arnoldshammer und brachte sechs Jahre später auch den Schmertzing’schen Hammer, den er bereits seit den 1690er Jahren als Pächter betrieben hatte, in seinen Besitz. Für die folgenden 100 Jahre blieben die Rittersgrüner Hämmer als Hauptarbeitgeber im Besitz der Familie. Die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts war von Krankheiten, Hunger und Krieg geprägt. 1756 und 1762 grassierte eine Blatternepidemie im Dorf. Durch eine Hungersnot 1772 stieg die Zahl der Toten mit 268 Personen um ein Vielfaches der gewöhnlichen Zahl in der Rittersgrüner Gemeinde (1773: 35 Tote). 1778 war Rittersgrün von den Auswirkungen des Bayerischen Erbfolgekriegs betroffen. Beim Einfall eines Freicorps wurden die drei Brüder August Benjamin von Elterlein, Besitzer der Rittersgrüner Hammerwerke, Johann Heinrich von Elterlein, Besitzer des Hammerwerks in Großpöhla und Karl Heinrich von Elterlein, Besitzer des Pfeilhammers in Kleinpöhla, verschleppt und im Zuge des Friedens von Teschen wieder freigelassen. Der Rittersgrüner Pfarrer Ephraim Gottlieb Löscher vermerkte im Kirchenbuch: Ein Teil der Männer „zerstreute sich in dem Dorfe, fielen in die Häuser ein und nahmen was sie fanden. In hiesige Pfarrwohnung drangen sie ebenfalls ein schlugen meine, als des Pfarrers alte Mutter erbärmlich, nahmen an Kleidung, Wäsche und andern Sachen an 200 Thaler Werth mit sich, zerschlugen Schränke und Kasten und verjagten mich und die meinigen endlich gar aus dem Hause.“

Das 19. Jahrhundert war geprägt vom Niedergang des Hammerwesens und dem Entstehen neuer Industriezweige. 1812 arbeiteten in beiden Hammerwerken nur noch 51 Personen. 1818 und 1819 wurden in Rittersgrün zwei Klöppelschulen gegründet, in denen Kinder das vor allem von Frauen als Nebenerwerb genutzte Handwerk erlernten. Zu dieser Zeit verlor die Rittersgrüner Eisenverarbeitung immer stärker an Bedeutung, u. a. weil sie mit den modernen Betrieben in Westfalen und England nicht konkurrieren konnte. In den 1840er Jahren gingen die beiden Hammerwerke in den Besitz von Nestler & Breitfeld über, die den Hochofenbetrieb ein- und die Produktion umstellten. Der Rückgang von Bergbau, Eisenverarbeitung, Waldarbeit und des Klöppelwesens führte zur Verarmung der Bevölkerung, die durch eine Hungersnot und den Ausbruch von Scharlach und Blattern 1846 und 1847 ihren Höhepunkt erreichte. Ein Bericht des Rittersgrüner Pfarrers Moritz Heinrich Rosenhauer, der wenig später in den Sächsischen Landtag gewählt wurde, über die widrigen Bedingungen in seiner Gemeinde wurde im März 1847 in der Leipziger Illustrirten Zeitung veröffentlicht. Durch staatliche Zuwendungen und private Sach- und Geldspenden und die Gründung von Hilfs- und Arbeiterunterstützungsvereinen wurde die Not gelindert. Nach dem Zusammenschluss von Ober-, Unter- und Hammerrittersgrün zur Gemeinde Rittersgrün 1856 wurden neue Industriezweige aufgebaut. Die Gebäude in Arnoldshammer wurden als Holzschleiferei, Holzpappenfabrik und Brettschneiderei verwendet. Der aus Raschau stammende Gerber Daniel Simon Junghans gründete gemeinsam mit dem Spitzenhändler August Wenzel eine Holzschleiferei auf dem Gelände des früheren Schmertzing’schen Hammers und baute diese zu einer Pappenfabrik um. Aus den Schmertzing’schen Hammergebäuden etwas weiter flussaufwärts entstanden zwei Sägewerke. Carl Ludwig Flemming, der Sohn eines Bürstenmachers aus Schönheide gründete 1864 eine Holzwarenfabrik in Oberglobenstein, die noch betrieben wird. Die Eröffnung der Pöhlatalbahn 1889, einer Schmalspurbahn, welche Rittersgrün mit Grünstädtel an der Bahnstrecke Annaberg-Buchholz–Schwarzenberg verband, vereinfachte den Transport von Erzeugnissen der Rittersgrüner Betriebe und half, Rittersgrün auch für den Fremdenverkehr zu erschließen.

Ort : Geographische Breite: 50.4753210, Geographische Länge: 12.8042616


Geburt

Treffer 1 bis 1 von 1

   Nachname, Taufnamen    Geburt    Personen-Kennung 
1 Müller, Georg Karl  12 Apr 1738Rittersgrün, Erzgebirgskreis, Sachsen, Deutschland I251540