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Neukirchen, Kreis Wesel, Nordrhein-Westfalen, Deutschland



 


Notizen:
Wikipedia 2021:

Die Stadt Neukirchen-Vluyn liegt am unteren Niederrhein in Nordrhein-Westfalen und ist eine Mittlere kreisangehörige Stadt des Kreises Wesel im Regierungsbezirk Düsseldorf.

Geschichte:

Im 9. Jahrhundert wurde erstmals urkundlich ein Gebiet mit „Fliunnia“ erwähnt. Dies betraf aber nicht eine Siedlung, sondern ein Wald- und Feuchtgebiet, das zwischen Moers und Rheurdt-Schaephuysen lag. Ab 900 wurden diese westlich von Moers liegenden Landschaftsgebiete häufig mit „Fliunnia“ und „In den Flunen“ bezeichnet. In vielen Urkunden von Bauernhöfen aus dieser Zeit wurden im Bereich von Neukirchen diese Gemarkungsbezeichnungen verwendet. Die ältesten nachweisbaren Bauernhöfe sind: „Endesveldes“, „Larfurt“, „Londunk“, „Perbach“ und „Wisvurth“ von denen Urkunden aus dem Jahr 1150 vorliegen. Diese Jahreszahl ist aber nicht identisch mit dem Entstehungsjahr der Höfe, die wesentlich älter sein können aber vor diesem Datum nicht schriftlich nachweisbar sind.

„Neukirchen“ hingegen wird erstmals 1230 als „Nyenkirken in den Flünen“ angeführt. In einer Urkunde der Abtei Kamp wird Arnoldus de Nyenkirken als Zeuge für einen Landhandel benannt, und Neukirchen wird darin als Kirchspiel bezeichnet, dessen Kirche im Hinblick auf die ältere Dorfkirche in Repelen eine „Neue Kirche – nova ecclesia“ war.

Das Siedlungsgebiet Vluyn wurde am 29. April 1297 erstmals erwähnt. In einer Urkunde verpflichtete sich der Werdener Vogt „die Vogtei Friemersheim, Borch und in der Vlune“ nicht an die Herren von Moers zu verkaufen. Zu diesem Zeitpunkt gehörte die Vogtei Friemersheim zum Einflussbereich der „Herren von Friemersheim“. 1324 genehmigten „Abt Wilhelm und der Convent von Werden“ Johann von Kleve die Vogtei Vluyn zu kaufen. Zusätzlich wurde Johann ein Zuschuss von 15 Mark für den Kaufpreis gewährt. 1366 verpfändete „Bodo von Friemersheim“ für 11800 goldene Schillinge seine Rechte an die Herren von Moers. Über die Übertragung der Lehensrechte vom Abt der „Abtei Werden“ an die Grafen von Moers 1385 für die Herrschaft Friemersheim und dem nachfolgenden Kauf 1392 gelangten sowohl die Gebiete von Friemersheim wie auch weitere Teilgebiete von Neukirchen-Vluyn zum Herrschaftsbereich der Grafschaft Moers. Im Gebiet von Neukirchen-Vluyn hatten die Grafen von Moers bereits seit Anfang des 14. Jahrhunderts erfolgreich versucht durch den Erwerb diverser Höfe und Güter ihre Herrschaft zu erweitern.

In einer Urkunde vom 21. Oktober 1399 wurde ihnen auch die Patronatsrechte für die Kirche in Neukirchen vom Kölner Vogt „Gumbrecht von Alpen“ und seinen Brüdern „Gerhard“ und „Rutger“ mit der Zustimmung des Erzbischofs Friedrich von Köln übertragen. Die Zugehörigkeit dieses Gebietes zur Grafschaft Moers wurde dadurch gefestigt, da der Patronatsherr den gesamten örtlichen Kirchensprengel und auch das zuständige Gerichtswesen kontrollierte. Ab 1399 waren die Grafen von Moers für das Gebiet Neukirchen-Vluyn somit die Landesherren.

Die weitere Geschichte entspricht von nun an weitgehend der der Grafschaft Moers.

Das Hauptgericht für die Grafschaft war in Moers. Am 5. April 1567 wurde von Graf Hermann von Neuenahr eine neue Gerichtsordnung eingeführt. Neben dem Hauptgericht gab es einige nachgeordnete Gerichte in der Grafschaft, die Vergehen bis maximal 200 Gulden Strafe entscheiden konnten. Neukirchen war Standort eines dieser nachgeordneten Gerichte und war auch für die Siedlung „Moersische straß zu Huls (Hüls)“ zuständig. Wie Gerichtsurkunden aus 1447 und 1482 zeigen, bestand das Gericht in Neukirchen bereits zum Zeitpunkt der neuen Gerichtsordnung und war wesentlich älter. Neben dem weltlichen Gericht gab es auch ein geistliches Gericht, die sogenannte „Send“, die dem Ortspfarrer unterstand. Dieses Gericht war im Wesentlichen für sittliche Verfehlungen, Vergehen bei zwischenmenschlicher Beziehungen und für Religionsfrevel zuständig. Während das weltliche Gericht normal alle 14 Tage stattfand, erfolgte die Send nur einmal pro Jahr.

Bereits unter Graf Wilhelm II. von Neuenahr und Moers kamen evangelische Prediger vor Mitte des 16. Jahrhunderts in die Grafschaft und verbreiteten die evangelische Lehre. Unter Graf Hermann von Neuenahr wurde 1560 die Grafschaft Moers, und damit auch Neukirchen und Vluyn, zu einem evangelischen Land erklärt und eine neue Kirchenordnung erlassen. Es folgten nun für fast 100 Jahre Kriegswirren im gesamten Gebiet von Nordwesteuropa, die vordergründig von der Religionsfrage bedingt waren, aber die machtpolitischen Verhältnisse in diesem Bereich auch veränderten. Bis zur Übernahme der Grafschaft Moers durch die Oranier war auch die gesamte Grafschaft von den Kriegsgräueln und dem zeitweisen Ausbruch der Pest stark betroffen.

Von 1600 bis 1702 standen die Grafschaft und somit auch die beiden Orte unter oranischer Herrschaft. Gräfin Walpurgis, die Witwe Graf Adolfs, übertrug 1594 die Grafschaft dem Prinzen Moritz von Oranien-Nassau als ihrem Erben, da sie keine direkten Nachkommen hatte. Prinz Moritz war der militärische Führer der Niederlande, die sich gegen die Herrschaft des katholischen Spaniens erhoben hatten. Dadurch geriet die Grafschaft während der Oranierzeit auch noch in diese kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Spaniern und den Niederländern. Da die Oranier jedoch erreichten, dass die Grafschaft ab 1607 und damit auch im Dreißigjährigen Krieg zu einem „Neutralen Gebiet“ erklärt wurde, traten kriegerische Aktionen im Bereich der Grafschaft nur noch dann begrenzt auf, wenn vereinzelte Truppenteile der kriegsführenden Mächte unter Bruch der Neutralität das Gebiet durchquerten. Trotzdem musste zum Beispiel der Neukirchner Pfarrer Johannes Carpius von 1642 bis 1645 nach Moers flüchten und konnte in dieser Periode nur zeitweise seinen Dienst als Pfarrer in Neukirchen erfüllen.

Das Gebiet um Moers gehörte anfangs zum Erzbistum Köln und war dem Archidiakonat Xanten unterstellt. Diverse Kirchen und Kapellen südlich des Ortes Moers gehörten ursprünglich zur Herrschaft Friemersheim und gehen auf Stiftungen der Abtei Werden zurück. Beispielsweise wurde das Patronatsrecht für Kapellen vom Abt von Werden dem Grafen Friedrich III. von Moers bei der Belehnung von der Herrschaft Friemersheim 1419 bestätigt.

Das älteste Gotteshaus für die Gegend des heutigen Neukirchen-Vluyns war die vermutlich vor dem 12. erbaute Dorfkirche in Neukirchen und ist dem hl. Quirinus gewidmet und prägt bis heute das Ortsbild. Urkundlich erwähnt wird sie erstmals 1230. Entsprechend diverser Urkunden war diese Kirche zeitweise im Mittelalter Mutterkirche für verschiedenen Kapellen benachbarter Siedlungen. Für die Honschaft Kapellen wird 1301 eine „capella in der Vluen“, die heutige Liudgerus-Kapelle, und für die Siedlung Lauersfort 1419 ebenfalls eine Kapelle angeführt. Die Antoniuskapelle in Vluyn ist erstmals 1482 nachweisbar und war bis zur Bildung eines von Neukirchen getrennten Kirchspieles 1614 ebenfalls eine Nebenkirche.

1560 führte Graf Hermann von Neuenahr-Moers (1520–1578) in der gesamten Grafschaft Moers die Reformation ein, nachdem dies bereits 1556 in Neukirchen und Vluyn erfolgt war. Waren anfangs die Protestanten überwiegend Lutheraner, so änderte sich dies etwas später, als Adolf von Neuenahr amtierender Graf (1579–1589) war. Dieser Adolf hatte sehr enge Beziehungen zu den reformierten Oraniern, da er sowohl zeitweise Statthalter einiger Gebiete in den Niederlanden wie auch Oberbefehlshaber der Truppen war. Mit der Einführung des Heidelberger Katechismus durch Graf Adolf 1580 setzte sich die reformierte Richtung der protestantischen Lehre weitgehend in der Grafschaft Moers durch. Danach hatte die Grafschaft eine überwiegend protestantische Bevölkerung mit vorherrschendem reformierten Bekenntnis. Moritz von Oranien konnte 1597 die Spanier, die für viele Jahre die Grafschaft erobert und besetzt hatten, aus der Grafschaft und Moers vertreiben. Bei erneuten Kriegshandlungen wurde Anfang des 17. Jahrhunderts die Dorfkirche in Neukirchen durch Spanier schwer beschädigt.

Im Jahr 1614 wurde aus dem Kirchspiel von Neukirchen die Vluyner Kapelle ausgegliedert und zu einer eigenständigen Pfarre. Die Urkunde über die Trennung wurde am 27. Dezember 1613 in Moers unterzeichnet und von Moritz von Oranien-Nassau am 6. Januar 1614 in ’s-Gravenhage ratifiziert. Damit war die bisherige Gesamtgemeinde aufgelöst und es entstanden die beiden Landgemeinden Neukirchen und Vluyn.

Mit dem Übergang an Preußen unterstanden die reformierten Gemeindeglieder dem preußischen reformierten Konsistorium in Berlin und gehörten somit zu der Evangelischen Kirche in Preußen (die ab 1817 eine unierte Kirche war) bzw. zu deren rheinischer Provinzialkirche. 1947 die Kirchenprovinz als Evangelische Kirche im Rheinland eine selbständige Landeskirche. Moers wurde Sitz eines Superintendenten, aus dem später der Kirchenkreis Moers innerhalb der Evangelischen Kirche im Rheinland hervorging. Heute gehören alle evangelischen / reformierten Kirchengemeinden der Stadt Moers sowie der umliegenden Städte und Gemeinden zum Kirchenkreis Moers.

1845 gründete Andreas Bräm, der Pfarrer der Neukirchener Dorfkirche, den Neukirchener Erziehungsverein als „Verein zur Erziehung armer, verlassener und verwahrloster Kinder“. Zusätzlich wurde ab 1878 ein Waisenhaus betrieben, für das im Februar 1881 ein neues Gebäude fertiggestellt wurde. 1880 folgte die Gründung der Anstalt Elim für sittlich gefährdete Mädchen. Unter dem Nachfolger von Andreas Bräm, Pastor Ludwig Doll, wurde am 27. August 1882 zusätzlich ein neues Missionshaus eingeweiht und damit die Neukirchener Mission gegründet. Als Missionslehrer bildete Julius Stursberg aus Barmen erste Kandidaten für die christliche Mission in Übersee aus. Die diversen Aktivitäten wurden am 16. November 1907 mit der Gründung eines eingetragenen Vereins der Waisen- und Missionsanstalt zusammengefasst.

Im 19. Jahrhundert gründeten Rayener Bürger einen Kirchbauverein und weihten 1894 die evangelische Johanniskirche ein. Durch den Bergbau in Neukirchen-Vluyn in den 1920er-Jahren siedelten viele Bergleute im südlichen Teil Neukirchens. Ihnen wurde erst eine Notkirche und nach dem Zweiten Weltkrieg die Friedenskirche gebaut, im typischen Stil der Kirchbau-Architektur der 1960er Jahre.

Die Niederrheinische Bergwerks-Aktiengesellschaft beschloss 1911, ihre Grubenfelder auszubeuten und die hierfür notwendigen Schächte abzuteufen. Dadurch zogen Arbeitskräfte hinzu, so dass Neukirchen und Vluyn wieder einen katholischen Bevölkerungsanteil erhielten. Die neu angesiedelten Katholiken in Neukirchen gehörten kirchlich zu St. Joseph in Moers, währende die Katholiken im Ortsteil Vluyn zu St. Hubertus in Schaephuysen gehörten. Im Jahr 1920 konnte mit Unterstützung der Niederrheinische Bergwerks-Aktiengesellschaft, die ein altes Gebäude zur Verfügung stellte, in der Notkirche das erste heilige Messopfer gefeiert werden.

Ort : Geographische Breite: 51.4510965, Geographische Länge: 6.5796733


Tod

Treffer 1 bis 1 von 1

   Nachname, Taufnamen    Tod    Personen-Kennung 
1 Düsselmann, Karl  11 Apr 1927Neukirchen, Kreis Wesel, Nordrhein-Westfalen, Deutschland I232150