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Hausen im Wiesental, Kreis Lörrach, Baden-Württemberg, Deutschland



 


Notizen:
Wikipedia 2021:

Hausen im Wiesental ist eine Gemeinde im baden-württembergischen Landkreis Lörrach. Sie liegt im mittleren Wiesental und ist als Heimatort des badischen Dichters Johann Peter Hebel bekannt. Eine erste gesicherte und ausführliche Erwähnung des Dorfes erfolgte 1362. Vom 17. bis 19. Jahrhundert beherbergte Hausen eines der wichtigsten Eisenwerke der Markgrafschaft und später des Großherzogtums Baden, ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Textilindustrie für das Dorf prägend. Die Gemeinde Hausen zählt 2311 Einwohner (31. Dezember 2020) und erstreckt sich über eine 514 Hektar große Gemarkung; zu ihr gehören außer dem gleichnamigen Dorf keine weiteren Ortschaften.

Geschichte:

Die frühe Geschichte Hausens, seine Gründung und territoriale Zugehörigkeit lassen sich nicht genau bestimmen. Aufgrund der Besiedelung des Wiesentals, der ersten Erwähnung umliegender Orte und des Ortsnamens kann allerdings vermutet werden, dass der Ort um 800 gegründet wurde. Politisch und territorial war Hausen vermutlich eng mit dem benachbarten Schopfheim verknüpft, das lange Zeit zur Herrschaft Rötteln gehörte. (zur Herrschaftsentwicklung im Wiesental siehe auch Geschichte des Wiesentals)

Eine erste urkundliche Erwähnung erfuhr Hausen im Jahr 1295, allerdings ist nicht klar, ob es sich dabei wirklich um Hausen im Wiesental handelte. In den folgenden Jahrzehnten erschien Hausen in mehreren Auflistungen von zins- und zehntpflichtigen Orten. Dabei spiegelte sich auch die territoriale Zersplitterung des deutschen Südwestens wider, denn innerhalb von 80 Jahren war Hausen offenbar dem Kloster Weitenau, dem Kloster St. Blasien, den Herren von Landeck und dem Deutschen Orden in Beugen zehntpflichtig. Vermutlich stand zu dieser Zeit oberhalb von Hausen eine Burg oder Hochwacht. Darauf deutet zum einen der Flurname Burgeck hin, zum anderen gaben Ausgrabungen des Heimatforschers Karl Seith im Jahr 1932 entsprechende Hinweise. Erstmals ausführlich erwähnt wurde Hausen in einer Urkunde vom 13. Juli 1362. Darin wurde Markgraf Otto von Hachberg, Rötteln und Sausenberg die hohe Gerichtsbarkeit zugesprochen, während die niedere Gerichtsbarkeit den Basler Bürgern Dietschemann und Lienhard zer Sunnen oblag. Woher die Basler Familie zu ihren Rechten in Hausen kam, ist noch nicht klar. Eine Hypothese ist, dass die Herren von Stein, die im ausgehenden 13. Jahrhundert auf klösterlich-St.-blasischem Gebiet die Herrschaft Neuenstein errichteten, auch Rechte über Hausen erhielten und diese durch einen Erbgang im frühen 14. Jahrhundert an die Familie zer Sunnen kam. Ebenfalls unklar ist, wie die Hachberger in Besitz der hochgerichtlichen Rechte gekommen waren. Wahrscheinlich ist jedoch, dass die hachbergischen Rechte von der Breisgaugrafschaft und der Herrschaft Rötteln herrühren. 1406 geschah zwischen Hausen und Zell ein Totschlag; im Anschluss daran kam es zwischen Markgraf Rudolf III. von Hachberg-Sausenberg und den Basler Bürgern Jakob und Petermann Zibol (in anderen Quellen Zibolle) zu einem Rechtsstreit über die hohe Gerichtsbarkeit in Hausen. Jakob Zibol hatte 1394 und 1397 große Teile des schönauischen Besitzes im Oberen Wiesental erhalten, darunter auch das Meieramt über Zell; darüber hinaus war Jakobs Sohn Petermann mit der Witwe eines Herren von Schönau verheiratet. Die hohe Gerichtsbarkeit über Hausen konnte die Basler Familie allerdings nicht erlangen, ein Basler Gericht sprach sie am 21. Juni 1406 Rudolf III. von Hachberg-Sausenberg zu. Im 16. Jahrhundert wurde Hausen in mehreren Steuerlisten der Markgrafen von Hachberg-Sausenberg aufgeführt, wobei 1572 Carl Markgraf zu Baden u. Hochberg, Landgraf zu Sausenberg, Herr zu Rötteln u. Badenweiler als „rechter und einiger Herr und Inhaber des Fleckens Husen“ bezeichnet wurde. Die Bewohner Hausens waren Eigenleute der Herrschaft Rötteln, an die außerdem Teile des Großzehntens gingen. Andere Teile des Großzehntens mussten zuerst an die Herren von Landegg, später an den Deutschen Orden in Beuggen bezahlt werden. Hausen lag zu dieser Zeit direkt an der Grenze zwischen der badischen Markgrafschaft und den vorderösterreichischen Besitzungen der Habsburger, die ab Zell begannen. Mit Einführung der Reformation in Baden-Durlach durch Markgraf Karl II. im Jahr 1556 wurde diese territoriale Grenze auch zu einer konfessionellen.

Im späten 17. Jahrhundert wurde im Ort ein Eisenwerk errichtet. Der Standort Hausen wurde wohl deshalb ausgewählt, weil dort sowohl die Wasserkraft der Wiese als auch genügend Holz für Holzkohle verfügbar und außerdem die Entfernung zu den Eisenerzvorkommen in der Umgebung von Kandern nicht zu groß war. Bestand das Werk anfangs vor allem aus Einrichtungen zur Eisenherstellung, so siedelten sich bald auch eisenverarbeitende Betriebe an. Das Eisenwerk wurde zu einem der größten Industriebetriebe in der damaligen Markgrafschaft und bestand bis ins 19. Jahrhundert. Das in Hausen produzierte Eisen gehörte zum besten Eisen in ganz Baden. Neben seiner wirtschaftlichen Bedeutung hatte das Werk auch Auswirkungen auf die Bevölkerung des Dorfes, da es Arbeiter aus anderen Gebieten anzog und damit zu einer zunehmend größeren katholischen Gemeinde im vormals rein protestantischen Dorf führte. Heute noch sichtbare Zeugnisse des alten Eisenwerkes sind die für die dort Beschäftigten errichteten Laborantenhäuser und das Herrenhaus (Herrehuus) im Oberdorf. Neben dem Eisenwerk waren Kriege und Seuchen bestimmende Faktoren des Lebens in Hausen im 17. und 18. Jahrhundert. Vom Dreißigjährigen Krieg war das Wiesental etwa ab 1630 stark betroffen. 1629 waren kaiserliche Truppen in Schopfheim einquartiert; nach ihrem Abzug brach die Pest aus, die alleine in Hausen 47 Todesopfer forderte. Ab 1630 war das Wiesental vermehrt Opfer von Streifzügen und Einquartierungen. 1634 grassierte erneut die Pest; 1643 verlor ein Hausener Müller, der vor den Kriegsgräueln nach Geschwend geflohen war, dort drei seiner Kinder bei einem Überfall der Franzosen. Im Holländischen Krieg wurden die Hausener Kirchenfenster zerschlagen, im Pfälzer Erbfolgekrieg mussten Hausen und die Nachbardörfer wiederum mehrere Einquartierungen hinnehmen, bei denen es auch zu Plünderungen kam. Daneben musste die Gemeinde sich auch an den Kriegskosten beteiligen. Allein in den Jahren 1689 bis 1695 betrug die zu bezahlende Summe 6774 Gulden. Nach dem Ende des Spanischen Erbfolgekrieges kehrte eine relative Ruhe ein, unterbrochen von einem Ruhr-Ausbruch 1746 und den Blattern, die 1755–1769 das Leben mehrerer Kinder forderten. Die Ruhe endete mit der Französischen Revolution und den ihr folgenden Kriegen: Wieder musste das Dorf Soldaten einquartieren und Kriegssteuern bezahlen. Für Napoleon Bonapartes Russlandfeldzug 1812 wurden acht Hausener Männer in die Grande Armee gezwungen, nur einer von ihnen kehrte zurück. 1813/14 grassierte der Typhus in Hausen.

Im März 1837 wurde in Hausen der traditionelle Zehnt abgelöst. 1848 zog Friedrich Heckers Revolutionszug auch durch Hausen; einige Bürger schlossen sich ihm an, verließen die Reihen der Revolutionäre allerdings kurz darauf wieder. In einer Badischen Vaterlandskunde aus dem Jahr 1858 wird das Dorf wie folgt beschrieben: „Nicht weit von Zell, da wo das Thal sich öffnet, liegt das freundliche Hausen. Noch mehr, als durch sein Eisenwerk, ist Hausen bekannt als der Ort, wo der liebliche alemannische Sänger Hebel seine Kindheit verlebte. Noch steht sein elterliches Haus“. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Eisenindustrie durch die Textilindustrie abgelöst, die in Hausen wie im restlichen Wiesental zum bestimmenden Wirtschaftszweig im 20. Jahrhundert wurde. Auf dem Gelände des stillgelegten Eisenwerkes wurde eine Florettseidenspinnerei des Schopfheimer Fabrikanten Grether errichtet. Nach zwölf Jahren wurde sie verkauft und in eine Kammgarnspinnerei umgebaut, die 1880 ihren Betrieb aufnahm. 1894 wechselte die Spinnerei erneut den Besitzer und wurde von der Mechanischen Buntweberei Brennet (heute Brennet AG) erworben. 1875 gründete Fritz Behringer eine Wollspinnerei und um die Jahrhundertwende errichtete er mit zwei Geschäftspartnern eine Färberei und Bleicherei nahe der heutigen (unteren) Wiesebrücke. Ebenfalls um die Jahrhundertwende, im Jahr 1896, erwarb die Lörracher Kaufmannsfamilie Vortisch das Gelände einer Mühle im Unterdorf (Untere Mühle) und errichtete dort die Tuchfabrik Vortisch und Comp. Eine weitere Mühle in der Nähe des Hebelhauses, die Obere Mühle wurde 1868 vom Malterdinger Müller August Wilhelm Menton erworben und erweitert; Mentons Sohn und Enkel erweiterten die Mühle noch weiter und bauten sie zu einer modernen Walzenmühle aus, die im Jahr 1913 eine Mahlleistung von 25 Tonnen in 24 Stunden erreichte. Das selbst zu Eisenwerkzeiten noch immer sehr landwirtschaftlich geprägte Hausen war damit endgültig zu einem Arbeiterdorf geworden. Dies hatte auch große Auswirkungen auf das soziale Leben im Dorf: Die Textilarbeiter engagierten sich in Gewerkschaften wie dem Deutschen Textilarbeiterverband oder dem Christlich-Nationalen Textilarbeiterverband. Es entstanden ein Arbeitergesangverein, die Freie Turnerschaft Hausen und der Arbeiterradfahrverein Solidarität Hausen. 1903 wurde die Ortsgruppe der Sozialdemokratischen Partei gegründet und in den folgenden Jahren folgten ein Karl-Marx-Klub und ein kommunistisch geprägter Arbeitssportklub Zell-Hausen.

Auch die Infrastruktur des Dorfes wurde um die Jahrhundertwende weiter verbessert. Während der mehr als 30 Jahre andauernden Amtszeit des Bürgermeisters Roths wurde 1900 eine zentrale Wasserversorgung geschaffen, 1908 das noch heute benutzte Schulgebäude erbaut und eingeweiht und 1910/11 der Friedhof im Unterdorf angelegt.

Im Ersten Weltkrieg fanden 43 Bürger als Soldaten den Tod, fünf weitere wurden vermisst. In der Zeit nach dem Krieg fand eine Konzentration bei den Hausener Textilbetrieben statt: 1923 wurden Betrieb und Gelände der Färberei und Bleicherei an der Wiesebrücke je zur Hälfte an die Firmen Brennet und Vortisch verkauft, 1927 kaufte die Brennet AG Gelände und Wohnhäuser der Firma Vortisch auf, errichtete eine zweite Spinnerei und wurde somit zur bedeutendsten Arbeitgeberin im Dorf, die zeitweise bis zu 600 Menschen beschäftigte. Zwischen 1923 und 1925 kam es zu mehreren Streiks der Textilarbeiter. Zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit führte die Gemeinde zahlreiche Infrastrukturmaßnahmen durch, die vom Staat bezuschusst wurden; so wurde die Kanalisierung des Dorfes vorangetrieben und Waldwege angelegt. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurden die Arbeitervereine wie die Freie Turnerschaft und der Arbeitergesangsverein aufgelöst, ihr Vermögen wurde eingezogen. Ebenfalls aufgelöst wurden die Parteien und der Gemeinderat. Eine Kundgebung von SA und NSDAP-Parteigängern forderte auch den Rücktritt des seit 1913 amtierenden Bürgermeisters Hauser, der sein Amt jedoch verteidigen konnte. Die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten führte auch zu einem verstärkten Parteieintritt der Bürger: Hatte es vor Hitlers Kanzlerschaft gerade einmal 17 NSDAP-Mitglieder gegeben, so stieg die Zahl in den folgenden Jahren auf 188. Bezogen auf die Einwohnerzahl des Ortes im Jahr 1946 macht dies einen Anteil von 14,59 % aus. 53 Männer bestätigten dem Rathaus per Unterschrift eine Mitgliedschaft in der SA, fünf Männer werden als Angehörige der Waffen-SS erwähnt.

Die Verluste im Zweiten Weltkrieg waren noch höher als im Ersten Weltkrieg: 77 Hausener, darunter auch einige Zivilisten, starben zwischen 1940 und 1950, 27 wurden vermisst. Auch Hausen selbst war vom Krieg betroffen: Im Februar 1945 wurde der Bahnhof von Jagdbombern beschossen und im April 1945 marschierten französische Truppen ins Dorf ein. Dabei wurde der Bürgermeister Albert Hauser tödlich verwundet. Nach dem Krieg wurden insgesamt 272 Vertriebene in Hausen angesiedelt, die meisten davon aus Ostpreußen.

Ort : Geographische Breite: 47.6838284, Geographische Länge: 7.8395176


Geburt

Treffer 1 bis 3 von 3

   Nachname, Taufnamen    Geburt    Personen-Kennung 
1 Fink, Johann Melchior  10 Feb 1786Hausen im Wiesental, Kreis Lörrach, Baden-Württemberg, Deutschland I99472
2 Fink, Johann Wilhelm  3 Aug 1814Hausen im Wiesental, Kreis Lörrach, Baden-Württemberg, Deutschland I99594
3 Link, Elisabeth Katharina  11 Apr 1790Hausen im Wiesental, Kreis Lörrach, Baden-Württemberg, Deutschland I99591

Tod

Treffer 1 bis 1 von 1

   Nachname, Taufnamen    Tod    Personen-Kennung 
1 Schmidt, Maria Martha  29 Sep 1950Hausen im Wiesental, Kreis Lörrach, Baden-Württemberg, Deutschland I242693

Eheschließung

Treffer 1 bis 1 von 1

   Familie    Eheschließung    Familien-Kennung 
1 Sänger / Schaubhut  19 Mrz 1854Hausen im Wiesental, Kreis Lörrach, Baden-Württemberg, Deutschland F81646