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Cammin, Kamien Pomorski, Westpommern, Deutschland



 


Notizen:
Wikipedia 2017:

Kamien Pomorski (deutsch Cammin „in Pommern“, abgekürzt Cammin i. Pom., auch Kammin) ist eine Stadt in der nordwestlichen polnischen Woiwodschaft Westpommern. Sie ist Sitz des Powiat Kamienski.

Geschichte:

1107 wurde ein wendischer Burgwall erwähnt. Als Anfang des 12. Jahrhunderts Polenherzog Boles?aw III. Schiefmund Pommern eroberte, um es zu christianisieren, holte er zu diesem Zweck Bischof Otto von Bamberg in das Land. In diesem Zusammenhang wurde 1124 Cammin erwähnt, als sich Otto dort im Juni aufhielt, um die Slawen zu taufen. 1128 unternahm Otto mit Unterstützung des späteren römisch-deutschen Kaisers Lothar III. eine weitere Missionsreise nach Pommern, in deren Rahmen er sich erneut in Cammin aufhielt. Der zwischen 1121 und 1135 regierende Pommernherzog Wartislaw I. hatte seine Residenz in Cammin – der Ort war also der erste bekannte Sitz eines pommerschen Herzogs. Im Zusammenhang mit der Gründung des Klosters Stolpe wurde 1153 als dessen Ordinator der Bischof Adelbertus von Cammin genannt.

Das Bistum Cammin wurde erst nach der Unterwerfung Hinterpommerns durch Heinrich den Löwen im Jahr 1175 mit Bischof Konrad I. von Salzwedel offiziell gegründet. Zu dieser Zeit ließ Herzog Kasimir I. den Dom St. Johannis errichten. Brandenburgische Truppen zerstörten 1273 die Ortschaft, die ein Jahr später unter Beteiligung niederdeutscher Einwanderer westlich der Burg wieder aufgebaut wurde und der 1274 der pommersche Herzog Barnim I. das lübische Stadtrecht verlieh. Die deutschen Zuwanderer besiedelten die Ratswiek, die frühere wendische Siedlung, neu. 1308 wurde die Stadt einschließlich des Doms infolge kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen dem Markgrafen Waldemar von Brandenburg und Herzog Bogislaw von Pommern-Wolgast teilweise zerstört; Waldemar der Große ersetzte dem Camminer Bischof Heinrich von Wacholz 1309 den entstandenen Schaden. Die Herzöge Otto I., Barnim III. und Wartislaw IV., Herrscher über Pommern-Wolgast, verkauften am 16. August 1321 die Stadt für 8.000 Mark an den Camminer Bischof Konrad IV. Im Kampf gegen die im Land marodierenden Raubritter und Plünderer wurde Cammin 1417 Mitglied des Wehrbündnisses ostpommerscher Städte gegen „Schinder, Räuber und Bodenstülper“. 1418 wurde Pommernherzog Bogislaw VIII. in Cammin beigesetzt. Nach Einführung der Reformation 1535 in Pommern wurde 1545 der Stettiner Kanzler Bartholomäus Suawe erster evangelischer Bischof. Seit 1556 verwalteten die pommerschen Herzöge das Bistum Cammin, bis es 1648 als ein weltliches reichsunmittelbares Fürstentum an Kurbrandenburg fiel.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg kam Cammin zu Schwedisch-Pommern. 1679 erhielt es Brandenburg im Frieden von Saint-Germain. 1650 verzichtete der letzte Titularbischof von Cammin, Herzog Ernst Bogislaw von Croy, gegen eine Abfindung zugunsten des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg auf seine Rechte am Bistum. Als Anfang des 18. Jahrhunderts Cammin vom so genannten Sundzoll befreit wurde, ließen sich viele Kaufleute aus Lübeck, Rostock und Stralsund in der Stadt nieder.

Nach dem Wiener Kongress gehörte Cammin zur preußischen Provinz Pommern und wurde 1818 Kreisstadt des Landkreises Cammin. Am 5. August 1845 erschien die erste Nummer der Camminer Kreiszeitung, einer Wochenzeitung für den gesamten Landkreis. Sie hatte das Format 18 × 20 cm (B × H) und wurde vom Verlagshaus G. A. Domine & Co. herausgegeben und gedruckt, das 1840 in Cammin gegründet worden war und das gleichzeitig eine Buchhandlung und eine Leihbibliothek betrieb. Ab April 1848 übernahm die Firma H. L. Behrendt & Co., die ebenfalls eine Buchhandlung führte, Redaktion, Druck und Verlag. Behrendt erhielt die Erlaubnis, das Blatt ab 1. April 1848 in Allgemeine Pommersche Zeitung umzubenennen. Danach erschienen in Cammin noch weitere Lokalzeitungen.

1848 waren im Hafen von Cammin vier Handelsschiffe beheimatet.

1876 bis 1913 war Cammin bei den Wahlen zum preußischen Landtag und zum Reichstag Hochburg der Deutschkonservativen Partei, die jeweils mehr als 50 % der Stimmen erhielt.

1882 wurde Cammin Kurort mit Sol- und Moorbädern. Die 1882 erbohrte Salzquelle lag in 600 Metern Tiefe und wies einen Salzgehalt von 4,5 % und eine Temperatur von 20 °C auf. Die alten Kurgebäude haben den Zweiten Weltkrieg überdauert und der Kurbetrieb wird bis heute (2010) weitergeführt.

1892 erhielt Cammin eine Eisenbahnverbindung nach Stettin. Um 1900 hatte Cammin vier evangelische Kirchen, eine Synagoge, eine Realschule mit privaten Oberklassen (untergebracht in der Domschule), ein Lehrerseminar, ein adliges Fräuleinstift, Krankenhäuser, das Sol- und Moorbad, eine Eisengießerei, eine Maschinenfabrik, eine Färberei, eine Dachsteinfabrik, eine Zementwarenfabrik, eine Bierbrauerei, Viehmärkte, Schifffahrt-Unternehmen, Fischhandel und weitere Betriebe. Cammin war Sitz des Landratsamts, eines Amtsgerichts und eines Finanz- und Zollamts.

Um 1900 erhielt Cammin ein Elektrizitätswerk in der Feldstraße. Der elektrische Strom wurde zunächst mit eigenen Gleichstrom-Generatoren erzeugt. Später wurde der Strom vom Märkischen Elektrizitätswerk bezogen, wobei die Weiterleitung an das Stadtnetz über Umformer und mit Hilfe von Gleichrichtern erfolgte. 1902 wurde ein Schlachthof eröffnet; im Jahr 1927 fanden dort 460 Schlachtungen statt. Im Jahr 1905 wurde ein Wasserwerk mit Wasserturm in Betrieb genommen, das 1927 eine Jahresförderung von 106.500 Kubikmetern hatte. Im Jahr 1905 wurde außerdem eine Flussbadeanstalt an der Dievenow eröffnet. 1910 wurde die Kanalisation ausgebaut und eine Kläranlage in Betrieb genommen, die nach dem biologischen Fällverfahren arbeitete. Im Jahr 1927 bestand die Straßenbeleuchtung aus 96 elektrischen Lampen.

An der Dievenow (Bodden) verfügte die Stadt über einen Hafen mit einem Bollwerk von 450 Metern Länge. Im Jahr 1927 wurden dort 165 ankommende und 136 ausgehende Schiffe gezählt, bei einem Umschlag von 8.626 Tonnen. Hochseeschiffe konnten den Hafen wegen mangelnder Tiefe der Dievenow-Mündung nicht anlaufen.

Der jüdische Friedhof überdauerte die Zeit des Nationalsozialismus, wurde aber Anfang der 1960er Jahre eingeebnet und zu einer Grünanlage umgestaltet. Am 31. März 2008 wurde ein Gedenkstein zur Erinnerung an der Friedhof von der Gemeinde gestiftet, nachdem eine Gedenktafel nur wenige Tage nach dem Anbringen im Juni 1996 zerstört worden war.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden in Cammin Evakuierte aus Lünen (Westfalen) einquartiert. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs fanden am 5. und 6. März 1945 an der Dievenow und in Cammin schwere Kampfhandlungen statt. Dabei wurde das Stadtzentrum von Cammin zu 60 % zerstört. Anschließend wurde die Stadt von der Roten Armee besetzt. Nach Kriegsende wurde Cammin zusammen mit ganz Hinterpommern unter polnische Verwaltung gestellt. Soweit sie nicht bereits geflohen war, wurde die gesamte ansässige Bevölkerung von den Polen enteignet und vertrieben bzw. später ausgesiedelt. So wurden am 23. Juni 1945 morgens früh in einer Überraschungsaktion etwa 1.200 Menschen von den Polen aus den Wohnungen geholt, zu einem Sammelplatz am Camminer Damm an der Wegkreuzung Soltin/Grabow getrieben und von dort aus in einem Fußmarsch über Fritzow und die Dievenow zum Flugplatz Dievenow gebracht. Es durfte nur Handgepäck mitgenommen werden. Von dort aus zog der Treck weiter über Misdroy, Swinemünde, Wolgast und Züssow in die Stadt und den Landkreis Anklam, wo der Hauptteil am 5. Juli 1945 ankam.

Cammin wurde von den Polen in Kamien Pomorski umbenannt und neu besiedelt. Die Neusiedler waren zum einen Teil sogenannte ‚Bug-Polen‘, die aus den von der Sowjetunion annektierten Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen, insbesondere aus dem heutigen Litauen, und dort nicht bereit gewesen waren, eine andere Staatsangehörigkeit anzunehmen, und zum anderen Teil Umsiedler aus Zentralpolen.

Nach 1945 erhielt die Stadt ein polnisches Marine-Ausbildungszentrum. In den 1960er Jahren wurde ein Teil der zerstörten Gebäude wieder aufgebaut und die Stadt um neue Wohnsiedlungen vergrößert. Bei einer großen Brandkatastrophe kamen am 13. April 2009 in Kamien Pomorski in einem Obdachlosenheim mindestens 21 Menschen ums Leben, darunter sechs Kinder. Weitere 21 Personen wurden verletzt.

Ort : Geographische Breite: 53.9658907, Geographische Länge: 14.7724056


Geburt

Treffer 1 bis 2 von 2

   Nachname, Taufnamen    Geburt    Personen-Kennung 
1 Benkendorf, Konstantin  1753Cammin, Kamien Pomorski, Westpommern, Deutschland I201288
2 Schustak, Karolina Wilhelmina  1811Cammin, Kamien Pomorski, Westpommern, Deutschland I162040