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Wolfenbüttel, Kreis Wolfenbüttel, Niedersachsen, Deutschland



 


Notizen:
Wikipedia 2016:

Wolfenbüttel ist eine an der Oker gelegene Kreisstadt und größte Stadt des Landkreises Wolfenbüttel in Niedersachsen (Deutschland). Mit etwa 52.000 Einwohnern ist Wolfenbüttel eine selbständige Gemeinde und Mittelstadt. Die Stadt ist als Bischofsstadt Sitz der Kirchenregierung für die Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Braunschweig. Außerdem ist sie Fachhochschulstandort und beheimatet einige mittelständische Unternehmen. Das Stadtgebiet umfasst eine Fläche von über 78,60 km².

Geschichte:

Der heutige Ortsname Wolfenbüttel setzt sich aus dem Grundwort -büttel und dem Bestimmungswort Wolfen zusammen. Das Bestimmungswort vor -büttel ist nicht – wie anzunehmen – in Verbindung mit Wolf zu setzen, sondern es ist ein verschliffener Personenname und geht wahrscheinlich zurück auf einen sächsischen Siedler namens Wulferi bzw. Wulfheri, der sich an einer Furt an der Oker niedergelassen und die Siedlung Wulferis Buttle (Wulferebutele) gegründet haben soll. Das Suffix –büttel stammt von dem altniederdeutschen Wort bodal und bedeutet „Haus und Hof“ oder „Siedlung“.

Die Verbreitung von Büttel-Orten ist auf den norddeutschen Raum begrenzt. Wolfenbüttel ist die südlichste von über 150 Büttel-Ortschaften. In der Gemeinde Busenwurth im Kreis Dithmarschen in Schleswig-Holstein existiert ein weiterer Ort mit dem Ortsnamen Wolfenbüttel.

Die vermuteten Ursprünge Wolfenbüttels sind ungefähr im 10. Jahrhundert zu finden, als sich ein Siedler namens Wulferus (Wulferi) an einer Furt in den sumpfigen Okerauen niedergelassen haben soll. Diese Überquerungsmöglichkeit über die Oker zog die ersten Siedler an. An einer frequentierten Handels- und Heerstraße zwischen Rhein und Elbe gelegen, entstand dort die Siedlung Wulferisbuttle. Der Weg führte über das benachbarte Braunschweig, die Bistümer Halberstadt und Hildesheim nach Leipzig.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Wolfenbüttel im Jahr 1118 als W[u]lferesbutle (auch Wulferisbutle genannt). Zu dieser Zeit baute Widekind von Wolfenbüttel die Siedlung zu einer Festung aus. Die Wasserburg sollte den Kaufleuten und Reisenden in unsicheren Zeiten Schutz bieten. Aus der Wasserburg Wolfenbüttel ging die heutige Stadt Wolfenbüttel hervor.

1283 wurde Wolfenbüttel unter dem Welfen-Herzog Heinrich dem Wunderlichen zu einer Residenzfestung ausgebaut und 1500 ummauert. Etwa ab 1430 war Wolfenbüttel zur ständigen Residenz der Herzöge zu Braunschweig und Lüneburg geworden, die 1542 durch die Truppen des Schmalkaldischen Bundes zerstört wurde. Nach diesem Einschnitt wurde unter der Regierung des Herzogs Julius die Dammtorfestung um die Residenz verstärkt und anschließend die Neue Heinrichstadt im Osten der Stadt großzügig geplant und errichtet. In diesem Zuge ließ Julius in der Heinrichstadt ein verzweigtes Grachtensystem durch den Niederländer Hans Vredeman de Vries anlegen, dessen Reste noch heute in Klein Venedig zu sehen sind.

1567 entstand neben der Heinrich-Vorstadt die Julius-Vorstadt, das ehemalige Gotteslager (vom niederdeutschen goods für Güter, also Stapelplatz). Diese Vorstadt war als Händlersiedlung geplant, die – durch herzogliche Gnade gefördert – Braunschweig als Handelsplatz den Rang ablaufen sollte. 1570 erhielt Wolfenbüttel das Marktrecht,[10] 1572 gründete Julius die Herzogliche Bibliothek. Unter der Regierung des Herzogs August dem Jüngeren wurde 1652 im westlichen Anschluss der Dammtorfestung die Auguststadt als Handwerker- und Soldatensiedlung angelegt.

Bis 1753 blieb Wolfenbüttel Residenzstadt des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel. Die bedeutendsten Herrscher mit Residenz in Wolfenbüttel waren die Herzöge Julius, Heinrich Julius und August der Jüngere, die von hier aus das Teilfürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel regierten.

Im frühen 17. Jahrhundert war der Komponist und Musikschriftsteller Michael Praetorius als herzoglicher Hofkapellmeister in Wolfenbüttel tätig. Im Sommer 1764, wahrscheinlich vom 12. bis 20. Juli, hielt sich der venezianische Schriftsteller und Abenteurer Giacomo Casanova (1725?1798) in der Herzog August Bibliothek auf, um Material für seine Iliade („Dell’ Iliade di Omero tradotta in ottava rima“) zu sammeln, deren erster Band im Jahr 1775 erschien. In seinen Memoiren („Geschichte meines Lebens“) berichtet er später: „Ich kann diese acht Tage zu den glücklichsten meines Lebens zählen“.

Als Bibliothekare der Herzog August Bibliothek wirkten Gottfried Wilhelm Leibniz (1690 bis 1716) und Gotthold Ephraim Lessing (1770 bis 1781), der hier das Drama Nathan der Weise verfasste. Die Stadt wird daher auch als Lessingstadt bezeichnet.

Wolfenbüttel ist eine typische Renaissance-Residenzstadt mit Schloss, Marienkirche, Johanniskirche, Trinitatiskirche, Zeughaus, Kanzlei und zahlreichen gut erhaltenen Fachwerkhäusern. Reste eines umfangreichen Grachtensystems sind erhalten geblieben und heute unter dem Namen Klein Venedig bekannt.

Wolfenbüttel hat eine lange militärische Tradition als Garnisonsstadt, die sich in teilweise erhaltenen Verteidigungsanlagen im Stadtgebiet widerspiegelt. Die Garnisonsstadt Wolfenbüttel gilt als eine der ältesten und beständigsten Garnisonen im norddeutschen Raum.

Schon im 12. Jahrhundert existierte in Wolfenbüttel eine befestigte Burg, die 1191 von Heinrich dem Löwen zerstört wurde. Ein Wiederaufbau der Burg wurde im Jahre 1255 von Herzog Albrecht I. erneut zerstört. Diese Zerstörungen sind damit zu erklären, dass sich zu dieser Zeit Graf Gunzelin von Wolfenbüttel auf die Seite der Staufer schlug und damit eine unmittelbare Bedrohung für die Welfen darstellte. Nachdem die Welfen Wolfenbüttel endgültig übernommen hatten, bauten sie die Wasserburg, das spätere Schloss Wolfenbüttel, wieder auf. Von 1432 bis 1753 wurde Wolfenbüttel zur Residenz der Herzöge und zur Landesfestung des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel ausgebaut.

Im Jahr 1542 wurde Wolfenbüttel von Truppen des Schmalkaldischen Bundes erobert, und die Festungsmauern wurden geschleift. Während der fünfjährigen Besatzungszeit bis 1547 unter dem Statthalter Bernhard von Mila kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen und Zerstörungen durch die schmalkaldischen Truppen.

Ab 1570 wurde die zwischenzeitlich wieder aufgebaute Festung nach neu-italienischer Manier mit Bastionen und Kurtinen versehen. Herzog Heinrich Julius stellte 1589 zu seinem Schutz mehrere Kompanien mit berittenen und Fußsoldaten auf. Die Soldaten trugen einheitliche Uniformen.

Unmittelbar vor dem Dreißigjährigen Krieges wurden die Befestigungen unter Herzog Heinrich Julius noch einmal verstärkt. Das Zeughaus und Reste der Festungswälle, Befestigungsgräben und der Bastionen sind heute noch im Stadtbild Zeugen dieser Zeit. Das Zeughaus wurde als Rüstkammer für den Landesausschuss gebaut und beherbergte auch dessen Geschütze. Der Schloßplatz zwischen Schloss und Zeughaus diente seit dem späten 17. Jahrhundert auch als Exerzierplatz für die herzoglichen Truppen (nach einem Stich Merians nach Konrad Bruno).

Durch Bestechung des amtierenden Kanzlers Johann Eberhard zu Eltz konnte der dänische König Christian IV. zu Beginn des Jahres 1626 mit seinen protestantischen Truppen in die Festung Wolfenbüttel einziehen. Damit wurde das Kriegsgeschehen im Dreißigjährigen Krieg auch in das Fürstentum verlagert. Unmittelbar nach der Schlacht bei Lutter am Barenberge im August 1626 setzten kaiserliche Truppen unter dem Befehl von Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim den geschlagenen dänisch-niedersächsischen Truppen Christians IV. nach. Sie belagerten die Landesfestung Wolfenbüttel, die damals zu den am besten gesicherten Festungen Norddeutschlands gehörte. Da alle Angriffsmaßnahmen angesichts der verstärkten Festung versagten, ließ Pappenheim mit Hilfe von zu Zwangsdienst verpflichteten Bauern einen Damm errichten, der die Oker aufstaute. In der Festung stand 140 Tage das Wasser mehr als einen Mann hoch. Die Festungsbesatzung musste schließlich im Dezember 1627 aufgeben.

Pappenheim übertrug zunächst das Kommando über die Festungsstadt an Gottfried Huyn von Geleen. Spätestens ab 1634 löste der Obristen Lieutenant Johannes Ernst von Reuschenberg zu Setterich seinen Vorgesetzten ab und verteidigte bis 1643 Wolfenbüttel. Zwei Belagerungen in den Jahren 1634 bis 1641 scheiterten am Kriegsgeschick von Reuschenbergs und seines Helfers Levin Zanner, genannt „Rittmeister Immernüchtern“.

Das heute als Schwedendamm bezeichnete Gebilde (als leichte Bodenwelle sichtbar) findet sich nördlich Wolfenbüttels bei Groß Stöckheim unmittelbar vor der Autobahn A 395. Die Kaiserlichen Truppen errichteten diesen Damm mit dem Ziel, die Stadt Wolfenbüttel zu fluten. Die Schweden setzten diesen Damm 1641 in Wolfenbüttel erneut ein, um so wiederum die kaiserliche Besatzung in Bedrängnis zu bringen, aber sie konnten die Festung nicht einnehmen. Heute erinnert die Straße „Am Schwedendamm“ im Nordwesten von Wolfenbüttel an diese Ereignisse. In der weiteren Umgebung ließen sich durch u. a. Luftbildarchäologie Schanzen aus dieser Zeit nachweisen.

Während des Siebenjährigen Krieges wurde Wolfenbüttel durch französische Truppen erneut belagert.

Reste der Befestigung können noch heute in Wolfenbüttel besichtigt werden, obwohl die Festung Wolfenbüttel ab 1798 geschleift wurde. Die Oker, die einst mittels Gräben um die Befestigungsanlagen geleitet wurde, war Teil des Befestigungssystems. Der heutige Stadtgraben, auch Ententeich genannt, ist nur ein kleiner Abschnitt der Wassergräben, die Wolfenbüttel umgeben haben.

Von den ehemals neun großen Bastionen, die die Festung sicherten, sind die Reste vierer dieser Befestigungswerke im Stadtbild anzutreffen. Unmittelbar am Stadtgraben findet sich die Bastion „Corneliusberg“. Die Straße „Am Rosenwall“ führt an den imposanten Erhebungen der ehemaligen Bastion „Joachimsberg“ vorbei, die die Mächtigkeit der Bastionen der Landesfestung erahnen lässt. Unter dieser Bastion befinden sich Kasematten, die allerdings nicht betreten werden können. Im „Seeliger-Park“ hinter dem Schloss liegen unter der heutigen „Seeliger-Villa“ die Reste der Bastion „Lindenberg“, deren Kasematten zu besichtigen sind (Anfragen an die Touristinformation Wolfenbüttel am Stadtmarkt). Direkt hinter Pavillonbauten des Gymnasiums im Schloss liegt ein Gewölbe, das ehemals zum rückwärtigen Teil einer Kurtine (Wallanlage) gehörte. Das Parkhotel am Kaffeehaus ist auf der Bastion „Karlsberg“ errichtet worden. Erst nach Voranmeldung zugänglich ist der Bereich des Philipsberges, der in der JVA Wolfenbüttel liegt.

Während eine Umwidmung und aktive Nutzung der Kasematten in heutiger Zeit nicht gelungen ist, gibt es zwei gelungene Umwidmungen alter Reithallen. Das Fachwerkgebäude zwischen dem imponierenden Proviantboden hinter dem Zeughaus und der Bibliothek ist als Jahnturnhalle bekannt und muss saniert werden. Drei Gebäude gehören wohl zu der sogenannten Schlosskaserne, die von der Herzoglichen Braunschweigischen Feldbatterie 1867 bezogen worden ist. Den großen Backsteinbau am Teichgarten nutzt nach gelungener Renovierung eine ortsansässige Tanzschule.

Im Rahmen der Neuordnung des preußischen Heeres nach der Schlacht bei Langensalza wurde die 4. Herzoglich Braunschweigische Feldbatterie am 5. Dezember 1867 nach Wolfenbüttel verlegt, und das Zeughaus wurde in den folgenden Jahren zur Kaserne.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde 1936 eine neue Kaserne am Waldrand im Nordosten von Wolfenbüttel errichtet. Sie diente als Garnison für das 36. Flak-Regiment und das „Fallschirm-Infanterie-Bataillon 1“ der Luftwaffe in Braunschweig.

Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die Britische Rheinarmee die Kaserne und benannte sie in „Northampton Barracks“ um. Wolfenbüttel lag unweit der innerdeutschen Demarkationslinie und an der Norddeutschen Tiefebene, der im Kalten Krieg große strategische Bedeutung zukam. Kurz nach der Wende verließen die Briten die Wolfenbütteler Kaserne. Seitdem wird das ehemalige Kasernengelände zivil genutzt. Das Gelände „Am Exer“ dient jetzt hauptsächlich als Fachhochschul-Campus für die Ostfalia - Hochschule für angewandte Wissenschaften. Auf dem Campus befinden sich die Fachbereiche Soziale Arbeit, Informatik und Versorgungstechnik, die FH-Bibliothek, zwei Studentenwohnheime, mehrere Fremdfirmen (u. a. handwerkliche Betriebe) sowie der WoBau Wolfenbüttel.

Zwischen Lindener Straße und Cranachstraße war die Gneisenau-Kaserne Standort des Heeres der deutschen Bundeswehr. Dort war vom 15. August 1956 bis zu seiner Auflösung am 30. September 1972 das Panzergrenadierbataillon 22 stationiert, danach das Beobachtungsbataillon 13 und die Instandsetzungsausbildungskompanie 5/1. Mit der Schließung der Kaserne im Jahr 1994 endete die über 400-jährige Garnisonsgeschichte der Stadt Wolfenbüttel. Heute sind auf dem Gelände der ehemaligen Gneisenau-Kaserne u. a. der Rettungsdienst des DRK, das Technische Hilfswerk und die Polizei untergebracht. Große Teile des ehemaligen Kasernengeländes werden zudem als städtischer Wohnraum genutzt.

Ort : Geographische Breite: 52.16404130000001, Geographische Länge: 10.540848399999959


Tod

Treffer 1 bis 1 von 1

   Nachname, Taufnamen    Tod    Personen-Kennung 
1 Hopp, Lydia  28 Nov 1985Wolfenbüttel, Kreis Wolfenbüttel, Niedersachsen, Deutschland I180379