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Eilenburg, Kreis Eilenburg, Sachsen, DDR



 


Notizen:
Wikipedia 2016:

Die Große Kreisstadt Eilenburg ist eine Stadt an der Mulde im Nordwesten von Sachsen am Rand der Dübener Heide, zirka 20 Kilometer nordöstlich der Universitäts- und Messestadt Leipzig. Die Stadt gehört zum Landkreis Nordsachsen und hat knapp 16.000 Einwohner; damit ist sie die viertgrößte Stadt im Kreis. Sie ist ein Mittelzentrum und gehört im weiteren Sinne zum Ballungsraum Leipzig-Halle, der Bestandteil der Metropolregion Mitteldeutschland ist. Eilenburg ist mit zwei Bundesstraßen und einigen Bahnstrecken gut in das Straßen- und Schienennetz Sachsens und Mitteldeutschlands integriert.

Im Jahr 961 fand erstmals die „civitas Ilburg“ in einer Urkunde Ottos I. Erwähnung. Mit Friedrich I. von Wettin begann die bis 1918 währende Herrschaft der Wettiner über Stadt und Land. Die Burg Eilenburg gilt als Wiege Sachsens, da mit der Belehnung der Mark Meißen an Heinrich I. von Eilenburg im Jahr 1089 der sächsische Territorialstaat gegründet wurde. Im Schutze der auf einem Hochplateau errichteten Burg entstand um 1200 eine planmäßige Stadtanlage an der Via Regia. Im Dreißigjährigen Krieg drohte der Stadt 1639 die völlige Zerstörung durch die Schweden, was durch den Bittgottesdienst Martin Rinckarts verhindert werden konnte. Der Friede von Eilenburg beendete schließlich im September 1648 den Krieg für Sachsen. 1813 bezog Napoleon I. Quartier in Eilenburg und nahm dort die letzte Heerschau seiner verbündeten sächsischen Truppen vor der Völkerschlacht bei Leipzig ab. Das durch die Bestimmung des Wiener Kongresses an Preußen abgetretene Eilenburg entwickelte sich im 19. Jahrhundert zu einem bedeutenden industriellen Zentrum. Die Bevölkerungsexplosion und die daraus entstandenen schweren sozialen Spannungen beförderten die Beantwortung der Sozialen Frage durch die Eilenburger. So führte der Fabrikant Carl Degenkolb in seiner Fabrik die ersten Betriebsräte in Deutschland ein. Der Arzt Anton Bernhardi und seine Mitstreiter gründeten 1849 mit der Lebensmittelassociation die erste Konsumgenossenschaft und ein Jahr später mit dem Eilenburger Darlehnskassenverein die erste wirkliche Kreditgenossenschaft in Deutschland.

Während des alliierten Beschusses im Zweiten Weltkrieg wurden etwa 90 Prozent der Stadt zerstört. Nach den Jahren des Wiederaufbaus stagnierte die Entwicklung in der Stadt. Der Mangel und die Umweltbelastung durch die Industrie veranlassten auch die Eilenburger Bürger im Herbst 1989 zu friedlichen Demonstrationen. Nach der Wende zerfiel die gewachsene Industriestruktur. Starke Abwanderung und eine niedrige Geburtenrate versetzten die Stadt in einen bis heute währenden Schrumpfungsprozess. Gleichzeitig konnte sich durch den Niedergang der Industrie der sanfte Tourismus entwickeln. Die Stadt, als „Muldestadt mit grünem Herzen“ vermarktet, ist heute Station nationaler und internationaler Fremdenverkehrsrouten.

Geschichte:

Der Name Eilenburg ist wie die meisten Ortsnamen der Region slawischen Ursprungs. Er leitet sich von der Burg Eilenburg ab, die erstmals im Jahr 961 als Ilburg erwähnt wurde. Nach dieser Burg tragen die Eulenburg (Adelsgeschlecht) ihren Herkunftsnamen. Er wurde im Laufe der Jahrhunderte vielmals abgewandelt überliefert (Hilburg, Ilburg, Hilburch, Ilburc, Ileborch, Ylenburg, Jilburg, Yllenburck, Eylburg, Eylenburg, Eylenberg, Eyleburg, Illeburg, Eilenburgk, Eulenburg, Eulenburgk) und erfuhr damit auch verschiedene Deutungen. Am wahrscheinlichsten ist es, dass Ilburg auf die slawische Bezeichnung il als Ort mit Lehm- oder Tonvorkommen (Jilow, Jilobor) zurückzuführen ist. Das an die Burg angrenzende Feld hatte einst die Bezeichnung Ilenfeld, der steile Bergabhang heißt auch heute noch Lehmberg. Durch Lautwandel wurde aus Ilburg der heutige Ortsname.

Die ältesten Hinterlassenschaften der Menschen auf dem heutigen Stadtgebiet Eilenburgs reichen bis in die Altsteinzeit zurück. Überregionale Bedeutung in der Ur- und Frühgeschichtsforschung haben die magdalénienzeitlichen Fundplätze im benachbarten Groitzsch bei Eilenburg, rund 4 Kilometer südlich der Stadt, von den unter anderem eine kleine Tonschieferplatte mit beidseitigen eingravierten Pferdedarstellungen stammt. Beginnend mit der bandkeramischen Kultur gehörten die Hochterrassen der Mulde über mehrere Jahrtausende zu den bevorzugten Siedlungsgebieten in Mitteldeutschland. Erst in der Römischen Kaiser- und Völkerwanderungszeit brach die Besiedlung für einen längeren Zeitraum ab.

In den während der Völkerwanderungszeit weitgehend freigewordenen Gebieten zwischen Saale und Elbe mit einer Restbevölkerung meist germanischer Stämme siedelten sich ab dem späten 6. Jahrhundert slawische Bevölkerungsgruppen an, zunächst entlang der Elbe, im Verlauf des 7. und 8. Jahrhunderts auch entlang der Mulde. Eilenburg lag im Zentrum eines natürlich begrenzten, etwa 270 Quadratkilometer großen Siedlungsgebietes an der mittleren Mulde, in dem etwa 100 kleinere weilerartige Siedlungen entstanden. Dessen Bewohner bezeichneten sich vermutlich als Siusli. Die Slawen zwischen Saale und Mulde gehörten spätestens Ende des 8. Jahrhunderts zu dem Stammesverband der Sorben (lat. sorabi sclavi). Vermutlich im 9. Jahrhundert errichteten sie die Burg Eilenburg, eine ringartige Burganlage als Fliehburg auf einer kuppenartig ausgebildeten Randhöhe des Muldentales, die ein etwa 220 mal 150 Meter großes Plateau umfasste. Reste dieser Befestigung bilden die bis zu zehn Meter hohen Erdwälle auf dem Burgberg. Mit der Eingliederung der Gebiete zwischen Saale und Elbe unter den Königen Heinrich I. und Otto I. in das Ostfrankenreich wurde die Burg Mittelpunkt eines Burgwardes und damit Zentrum einer Grundherrschaft in der Region, zu der auch eine dem heiligen Petrus geweihte Kirche gehörte.

In einer Urkunde Ottos I. vom 29. Juli 961 wird erstmals eine civitas Ilburg im Gebiet Suisile genannt. Im Jahr 1000 befand sich der ursprünglich direkt dem König unterstehende Burgward, d. h. das gesamte Gebiet mit der Burg Eilenburg im Zentrum, in der Grafschaft des Grafen Friedrich I. aus dem Geschlecht der Wettiner. Auch nach seinem Tode blieben der pagus Siusili und damit auch Eilenburg in der Hand der Wettiner, die bis zu ihrer Abdankung als Könige von Sachsen im Jahr 1918 über Burg, Stadt und Umland verfügten.

Wie auch in anderen Burgen im Gebiet der Mulde wie etwa Wurzen oder Rochlitz dürfte sich bereits im 11. Jahrhundert eine Kaufleutesiedlung im Vorfeld der Burg entwickelt haben, die die Wurzel der späteren Stadt bildete. In einer am 30. April 1161 ausgestellten Urkunde wird erstmals eine parrochia in Ilburch, eine Pfarrei genannt. Am Ende des 12. und zu Beginn des 13. Jahrhunderts erlebte die Burg einen repräsentativen Ausbau mit einer Ringmauer und mindestens zwei Türmen aus Backstein. Der sogenannte Sorbenturm (um 1200) und der Südwestturm der Burg (nach 1230) waren Wohntürme, die der Burgmannenbesatzung der wichtigen wettinischen Burg als Sitz gedient haben dürften. Ebenfalls in den Jahrzehnten um 1200 entstand auf dem zur Mulde hin gelegenen Terrain östlich der Burg eine planmäßige ovale Stadtanlage von 600 Metern Länge und 300 Metern Breite mit gitterförmigem Straßennetz.

Einen weiteren Aufstieg erlebte die Stadt in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts unter Markgraf Wilhelm I.

Anfang des 16. Jahrhunderts erreichte die einsetzende Reformationsbewegung Eilenburg. So hielt sich auch Martin Luther insgesamt siebenmal in der Stadt auf und bezeichnete sie als „gesegnete Schmalzgrube“.

Der Dreißigjährige Krieg hinterließ auch in Eilenburg Spuren. Blieb die Stadt zunächst von Kampfhandlungen verschont, musste man dennoch die katastrophalen wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges hinnehmen. Ab dem Jahr 1631 wurde die Stadt direkt in den Krieg einbezogen. 1632 wurde der Schwedenkönig Gustav II. Adolf im Gasthof „Zum Roten Hirsch“ aufgebahrt, nachdem er in der Schlacht bei Lützen am 16. November 1632 gefallen war. 1639 wurde Eilenburg von Georg von Derfflingers Truppen eingenommen. 1646 begannen in Eilenburg weitere Friedensverhandlungen zwischen Sachsen und Schweden, um den auslaufenden Waffenstillstand von Kötzschenbroda bis zu einem allgemeinen Friedensschluss (Westfälischer Friede) zu verlängern. Der am 14. September 1648 geschlossene Friede von Eilenburg

bedeutete für Kursachsen das Ende des Dreißigjährigen Krieges. In der Folge erholte sich die Stadt wieder.

Der langsam einsetzenden wirtschaftlichen Besserung wurde durch den Siebenjährigen Krieg ein jähes Ende gesetzt. So gut wie jeder Eilenburger Mann wurde zum Kriegsdienst herangezogen. Die Stadt wurde abwechselnd von den Österreichern und Preußen besetzt. Mit dem Ende des Krieges war Eilenburg wiederum eine verarmte und ausgeplünderte Stadt. Ende des 18. Jahrhunderts stagnierte die Wirtschaft. Durch den Wegfall der Einnahmen durch Straßenmandate, nach deren Bestimmung der Handelsverkehr die Stadt passierte, war Eilenburg eine unbedeutende Landstadt geworden.

Die Französische Revolution sorgte zwar für einen leichten wirtschaftlichen Aufschwung, der jedoch durch die von 1806 bis 1813 währende Herrschaft der Franzosen neutralisiert wurde. Während der Koalitionskriege bezog Napoleon 1813 kurz vor der Völkerschlacht bei Leipzig in Eilenburg Quartier und nahm vor Kültzschau, dem heutigen Eilenburg-Ost, die letzte Heerschau seiner verbündeten sächsischen Truppen ab. Nach der Niederlage Napoleons gehörte Eilenburg und das Amt Eilenburg zu dem Gebiet, das Sachsen nach den Bestimmungen des Wiener Kongresses 1816 an Preußen abtreten musste. Durch die Zugehörigkeit zu dem infolge der Preußischen Reformen überaus modernen Staat wurde der Übergang Eilenburgs von einer Land- zur Industriestadt maßgeblich vorangetrieben.

Durch die Gründung zahlreicher Textilmanufakturen in den Vorstädten wurde Eilenburg neben Berlin bedeutendstes Zentrum der preußischen Textilproduktion. Der Aufstieg zu einer wichtigen Industriestadt ging vor allem vom nahen Sachsen aus. Sächsische Industrielle ließen sich in Eilenburg nieder, um einen zollfreien Zugang zum preußischen Markt zu erhalten. Die einsetzende Landflucht ließ die Einwohnerzahl Eilenburgs sprunghaft ansteigen. Die aus der Industrialisierung und dem damit verbundenen enormen Bevölkerungswachstum resultierenden sozialen Spannungen förderten eine starke Arbeiterbewegung, deren Zentrum die Stadt wurde. So wurde 1849 der Krankenkassenunterstützungsverein, 1850 die Eilenburger Lebensmittelassociation (Konsumgenossenschaft Sachsen Nord) als erste Lebensmittelgenossenschaft Deutschlands sowie der Darlehnskassenverein, die erste Kreditgenossenschaft in Deutschland, gegründet. Der Eilenburger Kattundruckereibesitzer Carl Degenkolb, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, richtete in seiner Fabrik freiwillig die ersten Betriebsräte in Deutschland ein.

Mit der Konzessionsurkunde für die Halle-Sorau-Gubener Eisenbahngesellschaft erhielt die Stadt Ende des 19. Jahrhunderts den ersten Eisenbahnanschluss. Am 30. Juni 1872 wurde die Strecke Halle–Eilenburg–Falkenberg eröffnet, am 1. November 1874 die Strecke Eilenburg–Leipzig. Mit dem Anschluss an das Gleisnetz und dem damit verbundenen Zugang zu den Braunkohlerevieren entwickelte sich die Eilenburger Wirtschaft weiter. Es siedelte sich vor allem chemische und Holz und Metall verarbeitende Industrie an. Mit der Ansiedlung der Leipziger Firma Mey & Co., der späteren Deutschen Celluloid-Fabrik ließ sich ein Unternehmen in der Stadt nieder, welches die Stadt für über einhundert Jahre prägte. Mit der 1904 gegründeten Pianofortefabrik der Gebrüder Zimmermann war Eilenburg Hauptstandort des größten Klavierherstellers in Europa.

Während des Ersten Weltkrieges wurden hunderte Eilenburger zum Kriegsdienst eingezogen. Auf dem Eilenburger Bahnhof soll am 21. Oktober 1917 der spätere Präsident der DDR Wilhelm Pieck einem Militärtransport entkommen sein. Insgesamt hat der Erste Weltkrieg 800 Eilenburger das Leben gekostet.

In den Anfängen der Nazidiktatur war Eilenburg eine Hochburg der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Der Einfluss reichte so weit, dass es Absprachen zwischen Mitgliedern der SA und Kommunisten gab. Dies sei „Ausdruck der Unzufriedenheit enttäuschter kleinbürgerlicher Nazianhänger“. Später richtete die Gestapo ihre Aufmerksamkeit besonders auf Eilenburg. Etwa zwei Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Stadt nahezu vollständig zerstört. Am 17. April 1945 wurde in Eilenburg Panzeralarm gegeben, die Stadt zur Festung erklärt und Verteidigung bis zum Äußersten befohlen. Drei Tage und drei Nächte lag die Stadt unter schwerem Artillerie-Beschuss, bei dem ein Großteil der Bausubstanz der Stadt zerstört wurde. Zweihundert Menschenleben forderte die sinnlose Verteidigung, 90 Prozent des Stadtzentrums (65 % aller Gebäude der Stadt) wurden zerstört, während die amerikanischen Verbände kaum Verluste erlitten. Eilenburg war eine der am schwersten zerstörten Städte in Deutschland.

1947 kehrten 237 Eilenburger aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Drei Jahre später war Eilenburg Schauplatz der ersten großen Veranstaltung nach dem Krieg. In der Stadt wurde das einhundertjährige Jubiläum der ersten deutschen Konsumgenossenschaft gefeiert. Das Stadtzentrum wurde in den 1950er Jahren wieder aufgebaut. Mit der Verwaltungsreform von 1952 in der DDR wurde die Stadt Sitz des neu gebildeten Kreises Eilenburg. Vor allem in Eilenburg-Ost entstanden seit Anfang der 1960er Jahre einige Neubaugebiete. In den 1970er Jahren wurde zudem das elfgeschossige Eilenburger Hochhaus in dem damals neuen Tunnelschalverfahren errichtet. 1989 zeigte sich auch in Eilenburg die Umbruchstimmung durch friedliche Demonstrationen, an denen bis zu siebentausend Personen teilnahmen.

Nach der Wiedervereinigung kam für viele Traditionsunternehmen das wirtschaftliche Aus; auch reduzierten die verbliebenen Arbeitgeber teilweise drastisch ihre Belegschaft. Die weggefallenen Arbeitsplätze konnten durch Neuansiedlungen auf neu geschaffenen Industriegebieten außerhalb der Stadt, wie zum Beispiel der Stora Enso, nur teilweise kompensiert werden. 1994 wurde der Landkreis Eilenburg im Zuge der Kreisgebietsreform dem Altkreis Delitzsch eingegliedert und die Stadt verlor den Kreissitz. Im Gegenzug erhielt Eilenburg 1997 den kommunalrechtlichen Status Große Kreisstadt.

Vom Jahrhunderthochwasser im Sommer 2002 wurde auch Eilenburg durch Überschwemmungen der Mulde stark getroffen. Der Schaden belief sich allein im Zentrum auf rund 135 Millionen Euro. Der nach der Flut intensivierte Bau von Hochwasserschutzanlagen wurde am 19. September 2008 nach Investitionen in Höhe von 35 Millionen Euro offiziell beendet. Eilenburg ist die erste komplett hochwassergeschützte Stadt in Sachsen. Der Hochwasserschutz hat sich beim starken Muldehochwasser im Juni 2013 bewährt.

Mit der zweiten sächsischen Kreisreform nach 1990, die am 1. August 2008 in Kraft trat, gehört Eilenburg zum neugebildeten Landkreis Nordsachsen und ist einer von vier Kreisverwaltungsstandorten.

Ort : Geographische Breite: 51.4597557, Geographische Länge: 12.617702000000008


Tod

Treffer 1 bis 1 von 1

   Nachname, Taufnamen    Tod    Personen-Kennung 
1 Radies, Martha  um 1988Eilenburg, Kreis Eilenburg, Sachsen, DDR I130428