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Steinhagen, Kreis Gütersloh, Nordrhein-Westfalen, Deutschland



 


Notizen:
Wikipedia 2022:

Steinhagen ist eine Gemeinde in Nordrhein-Westfalen, Deutschland und gehört zum Kreis Gütersloh.

Geschichte:

Konrad III. bestätigte im Jahr 1147 dem Stift Herford Besitzrechte an mehreren Hagen (also Höfen oder Hofstellen), darunter den Hofstellen „Schabbehardt“ und „Burde“ im Siedlungsgebiet des heutigen Steinhagen. Es wird vermutet, dass diese Höfe die Keimzellen des heutigen Ortes sind. Urkundlich belegt ist, dass ein Hagen in Burde mit zwölf Höfen dem Stift Herford im Jahr 1300 zu Zinsleistungen verpflichtet war. In späteren Urkunden wird „Burde“ auch „Nienhagen“ genannt.

In unmittelbarer Nachbarschaft dieses Hagen wurde durch den Grafen von Ravensberg (Hermann oder Ludwig) vermutlich Mitte des 11. Jahrhunderts eine Siedlung gegründet, die aus elf freien Höfen bestand und „Steinhagen“ genannt wurde. In einer Paderborner Urkunde vom 2. August 1258 wird die Siedlung erstmals als „Steinhagen“ bezeichnet. Beide Siedlungskerne wurden im Zuge einer kirchlichen Gebietsreform im Jahr 1334 vereint. Nach und nach wurden die Bezeichnungen „Burde“ und „Nienhagen“ zugunsten von „Steinhagen“ nicht mehr verwendet.

Im Mittelalter nahm die Leinenproduktion einen gewaltigen Aufschwung. Die Ursprünge des Leinengewerbes lagen in der ländlichen Hausspinnerei und Hausweberei. Beides wurde im Winter betrieben und diente anfangs der Deckung des Eigenbedarfs. Bald schon jedoch entdeckten die Grundherren die neue Einnahmequelle. Vom 12. Jahrhundert an wurden in den Heberegistern des Stifts Herford grundherrliche Abgaben an Flachsbündeln und Leinentüchern erwähnt. Auch auf Steinhagener Gebiet muss es im 13. Jahrhundert schon Flachs- und Hanfanbau gegeben haben. In den Herforder Heberegistern wird von einer Bokemühle bei Borde berichtet. Sie soll an einem heute nicht mehr erkennbaren Arm des Landbaches in der Nähe des Hofes Rueshop gelegen haben.

In den folgenden Jahrhunderten galt das bäuerliche Textilgewerbe vor allem bei Heuerlingen und Köttern als Nebenerwerb, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Die Verarbeitung war vom 14. bis zum 18. Jahrhundert deshalb mehr auf dem Lande als in den Städten zu finden.

Auch Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst (1640–1688) und Graf von Ravensberg, sah das Leinengewerbe als einen der wichtigsten wirtschaftlichen Faktoren der Grafschaft Ravensberg. Deshalb nannte er das Ravensberger Land wohl auch „mein liebes Spinn- und Leinenländchen“.

Neben dem Flachs galten Hanfanbau und Hanfverarbeitung seit dem Hochmittelalter als wesentlicher Produktionszweig. Vor allem in feuchten Niederungs- und Bruchgebieten wurde er auf Steinhagener und Brockhagener Gebiet und im südlichen Ravensberger Land angebaut. Produkte aus Hanf wurden auch nach England, Niederlande und Nordamerika exportiert. Die Faser wurde zur Herstellung von Seilen und groben Stoffen wie Schiffssegeln u. a. verwendet. Auch die groben Hemden der Sklaven in Übersee waren oft aus diesem Gewebe. Seit der Zeit des Großen Kurfürsten wurden Anbau und Fertigung von Hanf- und Leinenerzeugnissen staatlich reglementiert, wie auch das gesamte Wirtschaftsleben in der Grafschaft Ravensberg, zu der Steinhagen gehörte. Durch Leggeordnungen (1669/1672) wurde die Leinenproduktion vereinheitlicht und überprüft. Kurfürstliche Beamte kontrollierten Qualität und Maße; und legten Strafen und Gebühren fest. Steinhagen und Brockhagen wurden in der Gebührenordnung genannt. Wichtigstes Dokument ist das "Commercien-Edict" von 1688. Hier ist eine Sonderregelung für Steinhagen und Brockhagen verzeichnet.

Die Nachfolger des Kurfürsten haben auch als Preußenkönige das Leinengewerbe in immer größerem Maße gefördert. Steuerermäßigungen, die Erlangung der Personenfreiheit und Befreiung vom Wehrdienst veranlassten immer Menschen, Flachs anzubauen und zu verarbeiten. Um 1720 gab es in der Grafschaft Ravensberg kaum einen Bauern, der nicht Flachs anbaute.

Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts brachen über das bäuerliche Leinengewerbe schwere Zeiten herein. Die Auswirkungen der Französischen Revolution, die napoleonischen Kriege, dazu die von Napoleon verhängte Kontinentalsperre führten zu Absatzrückgang und zur Verelendung großer Teile der Landbevölkerung. Während der Zeit des Königreichs Westphalen gehörte Steinhagen zum Distrikt Bielefeld.

In dem durch die anschließende Industrielle Revolution eingeleiteten Industriezeitalter wurden die an den heimischen Boden gebundenen bäuerlichen Lebensformen brüchig. Die Umgestaltung der Wirtschaft begann in Europa u. a. mit der Verwendung von Maschinen zur Textilherstellung. Besonders die Konkurrenz aus dem Ausland mit Erzeugnissen von höherer Qualität und niedrigeren Preisen verstärkte die Situation und setzte die heimischen Löhne unter massivem Druck. Nirgendwo dürfte die Not so bitter und aussichtslos gewesen sein wie unter den Heimwebern im südwestfälisch-ravensberger Raum und in Schlesien. Große Teile der verelendeten Landbevölkerung wanderten aus oder in die großen, aufblühenden und wachsenden Industriestädte ab, weil die in Heimarbeit betriebene Handweberei wirtschaftlich unrentabel geworden war.

In der Folgezeit setzte in Deutschland eine Spezialisierung auf die Produktion von Industrieflachs ein.

Ort : Geographische Breite: 52.0061296, Geographische Länge: 8.4135962


Tod

Treffer 1 bis 1 von 1

   Nachname, Taufnamen    Tod    Personen-Kennung 
1 Jarmer, Berta Johanna Christine  1949Steinhagen, Kreis Gütersloh, Nordrhein-Westfalen, Deutschland I257454