Leer (Ostfriesland), Kreis Leer, Niedersachsen, Deutschland
Notizen:
Wikipedia 2022:
Leer (Ostfriesland) (ostfriesisch Læær oder Läär) ist die Kreisstadt des Landkreises Leer in Niedersachsen und eine selbständige Gemeinde. Mit 35.078 Einwohnern ist sie nach Emden und Aurich die drittgrößte Stadt Ostfrieslands.
Durch ihren Seehafen ist die an Ems und Leda gelegene Stadt seit Jahrhunderten vom Handel und der Seefahrt geprägt. Sie ist einer der größten deutschen Reederei-Standorte. Leer gilt zudem als die wichtigste Einkaufsstadt Ostfrieslands und als Mittelzentrum. Sie bezeichnet sich als Tor Ostfrieslands und liegt an Kreuzungspunkten der Verkehrsträger Straße, Schiene und Fluss.
Die Altstadt gilt wegen des guten Erhaltungszustands ihrer historischen Häuser als die „wertvollste“ der Region. Vier Burgen, zahlreiche Bürgerhäuser und Kirchen aus mehreren Jahrhunderten sind in der Stadt zu finden.
Leer ist Sitz des Landeskirchenamtes der Evangelisch-reformierten Kirche, des Kommandos Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst der Bundeswehr und Unternehmenssitz der Bünting-Gruppe.
Durch die Hochschule Emden/Leer ist Leer seit dem Jahr 2000 Hochschulstadt. Weitere öffentliche Dienstleister haben in der Stadt ihren Sitz oder eine Niederlassung.
Im späten 14. und frühen 15. Jahrhundert war Leer durch den Häuptling Focko Ukena ein politisches Zentrum Ostfrieslands. Zur Stadt erhoben wurde Leer aber erst 1823. Zuvor galt der Ort als Marktflecken, hatte aber schon lange vor der Verleihung des Stadtrechts städtische Züge angenommen.
Wahrscheinlich lässt sich der Name der Stadt Leer von dem urgermanischen Wort „hler“ („Weideplatz“) ableiten.
Die Einwohner werden im Standarddeutschen Leeraner und auf Plattdeutsch Leerders genannt, das dazugehörige Adjektiv lautet ebenfalls so.
Geschichte:
Das im Mündungsgebiet der Leda in die Ems günstig gelegene Gebiet der heutigen Stadt Leer wurde schon früh besiedelt. Im nordwestlichen Stadtgebiet befinden sich in Logabirum die Reste eines Großsteingrabes, in dem bedeutende Funde aus der Zeit von 2900 bis 2700 v. Chr. entdeckt wurden. Dabei wurden 17 Körperbestattungen der Einzelgrabkultur und 26 steinzeitliche Brandgräber der Trichterbecherkultur (TBK) aufgedeckt. Aus der späten Steinzeit, der Bronze- und der frühen Eisenzeit sind einzelne Funde wie auch Siedlungsreste in Loga und Logabirum bekannt. Im 2. und 3. Jahrhundert lag auf dem Gebiet des heutigen Westerhammrich eine relativ wohlhabende Siedlung. Bei archäologischen Untersuchungen wurden hier mehrere Werk- und Vorratsgruben, fünf Brunnenanlagen und Pfostensetzungen entdeckt, die offensichtlich zu dreischiffigen Hallenhäusern mit Vorratsspeichern gehörten. Funde von überkuppelten Ofenanlagen sowie von Bronzeschmelzen lassen eine Buntmetallverarbeitung im größeren Umfang vermuten. Weitere Artefakte deuten auf eine frühe Eisenverhüttung hin, wofür aus dieser Zeit bis dato nur in Holtland Funde vorliegen. Die Siedlung wird als Handels- und Handwerksstandort gedeutet. Offenbar wurden dort Agrarprodukte aus dem Hinterland und Luxusgüter aus dem römischen Reich gehandelt und römische Ziffern genutzt. Dafür dient eine Ritzung auf einer einheimischen Keramikscherbe als Beleg. Sie gilt als das älteste erhaltene Schriftstück der Region. Diese Siedlung wurde offenbar im 4. Jahrhundert wieder aufgegeben.
Der eigentliche Siedlungskern der heutigen Stadt Leer lag im Bereich des reformierten Friedhofs. Hier wurden vom 7. bis 8. Jahrhundert Plaggen zu einer Warft aufgeworfen. Im Jahr 791 missionierte der Friesenapostel Liudger die Leeraner nach der Integration in das Fränkische Reich und gründete die erste Kapelle im ostfriesischen Raum am Westrand der damaligen Siedlung, eine Holzkirche. Sie stellte einen der kirchlichen Mittelpunkte der in Friesland dominierenden Grundherrschaft des Klosters Werden dar. Später erwarben auch andere Klöster hier Besitz, wie etwa das Kloster Fulda.
Im 11. Jahrhundert wurde Leer Münzstätte. Sie wurde von Gottfried II. (Niederlothringen), dem Grafen von Friesland und von Gottfried I., der Vater von Gottfried von Cappenberg war, dem Grafen des Emsgaus, betrieben. Zwischen 1063 und 1066 ließ möglicherweise auch Adalbert von Bremen hier Münzen prägen.
Um das Jahr 1200 begann der Bau der romanischen St.-Liudger-Kirche, die einen älteren Vorgängerbau aus Holz ersetzte. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts wurde Leer Sitz einer Propstei und unterstand fortan in geistlicher und weltlicher Hinsicht dem Bistum Münster. Gehemmt wurde die wirtschaftliche Entwicklung vor allem des Hafens durch den Stapelzwang in Emden, der dort um 1400 von der örtlichen Familie der Abdena durchgesetzt wurde.
In der Zeit der Ostfriesischen Häuptlinge geriet Leer in den Machtbereich des aus Neermoor stammenden Häuptlings Focko Ukena, der sich fortan Häuptling von Leer nannte. Er baute den Ort zum Zentrum seines Machtbereichs aus und errichtete hier um 1421 die Fockenburg im Typus ostfriesischer Häuptlingsburgen, der noch heute am Steinhaus Bunderhee zu erkennen ist. Ukena war ursprünglich ein Verbündeter der Tom Brok gewesen, des mächtigsten Häuptlingsgeschlechts jener Zeit, das als erstes eine eigene Landesherrschaft in Ostfriesland begründet hatte. Als sich dagegen in Ostfriesland immer größerer Widerstand regte, stellte sich Focko Ukena an die Spitze der mit ihrer Abhängigkeit unzufriedenen Häuptlinge und wurde damit zur Leitfigur in deren Kampf zur Wiederherstellung der Friesischen Freiheit. 1427 besiegte Ukena die tom Brok mit Unterstützung verbündeter Seeräuber endgültig, ging fortan aber dazu über, eine eigene Landesherrschaft im Erbe der tom Brok zu gründen. Leer wurde so von 1427 bis 1430 Hauptort Ostfrieslands. Andere ostfriesische Häuptlinge und Bauern sahen sich zunehmend in ihrer Freiheit bedroht und begannen, sich gegen Ukena zur Wehr zu setzen. Um 1430 entstand im Brookmerland der Freiheitsbund der Sieben Ostfrieslande unter Führung der Cirksena, der ein Landesaufgebot aufstellte und im selben Jahr die Burg in Leer belagerte. Nachdem diese nicht mehr zu halten war, floh Focko Ukena nach Emden. Die Fockenburg wurde anschließend geschleift.
Die aufstrebenden Cirksena nutzten die Gelegenheit und verbanden sich 1433 selbstständig mit der Stadt Hamburg. Diese wollte der in Ostfriesland weit verbreiteten Duldung der Seeräuber ein für alle Mal ein Ende bereiten und setzte daher auf einen starken Souverän in Ostfriesland. Der Grundstein für die nun bald folgende Herrschaft der Cirksena in Ostfriesland war gelegt. Zur Absicherung der eigenen Interessen errichteten die Hamburger an strategisch günstigen Stellen in Ostfriesland Burgen, so in Stickhausen und ab 1435 im heutigen Stadtteil Leerort. Im Jahr 1453 ging der gesamte Hamburger Besitz in Ostfriesland einschließlich der Festung Leerort gegen Zahlung von 10.000 Mark an den Häuptling und späteren Grafen Ulrich Cirksena über. Die Burg wurde Sitz des gräflichen Drosten und Amtmannes und zur stärksten Festung in Ostfriesland ausgebaut. Das neu gebildete Amt Leerort umfasste Leer mit dem Moormerland, das westliche Overledingerland und das Oberrheiderland bis zur heutigen niederländischen Grenze.
Im 16. Jahrhundert begann der Aufstieg Leers zum Marktort. Um ein Gegengewicht zum Handelszentrum Groningen zu schaffen, das sich von 1506 bis 1514 im Machtbereich Graf Edzard I. befand, verlieh dieser dem Ort 1508 aus wirtschaftlichen und politischen Gründen das Marktrecht am Sankt-Gallus-Tag und schuf damit den noch heute begangenen Gallimarkt als Flachsmarkt. Damit wurde die Grundlage zur Entwicklung Leers zu einem bedeutenden Zentrum der Tuchproduktion gelegt, deren Grundstoff Flachs war.
Während der Sächsischen Fehde fiel Heinrich I. von Braunschweig-Wolfenbüttel mit einem Heer von 20.000 Mann in Ostfriesland ein und belagerte die nur durch wenige Bauern und Soldaten verteidigte Festung Leerort. Jedoch wurde er dort am 23. Juni 1514 durch einen gezielten Kanonenschuss getötet. Die dadurch führerlos gewordene Truppe zog sich daraufhin aus Ostfriesland zurück. Nach Beendigung der Sächsischen Fehde musste Graf Edzard I. seine Ansprüche auf Groningen aufgeben und sich auf Ostfriesland beschränken. Im Jahr 1528 gewährte er Leer die Erlaubnis, einen weiteren Markttag zum Fest der Kreuzerhöhung, den Kreuzmarkt, am 14. September sowie jeden Donnerstag einen Wochenmarkttag abzuhalten. Später kamen noch der Fastmarkt sowie Pferde- und Viehmärkte hinzu.
Treffer 1 bis 1 von 1
Nachname, Taufnamen | Geburt | Personen-Kennung | ||
---|---|---|---|---|
1 | Von Alger Missen, Dr. Carl Joseph | 22 Feb 1857 | Leer (Ostfriesland), Kreis Leer, Niedersachsen, Deutschland | I159231 |