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Seiffen, Erzgebirgskreis, Sachsen, Deutschland



 


Notizen:
Wikipedia 2017:

Kurort Seiffen/Erzgeb. ist eine Gemeinde im Erzgebirgskreis in Sachsen (Deutschland) und staatlich anerkannter Erholungsort. Die Gemeinde im Erzgebirge ist bekannt für ihre Spielzeugmacher und deren Schauwerkstätten. Seiffen trägt den Beinamen Spielzeugdorf.

Geschichte:

Die Ursprünge des Ortes gehen auf den Zinnbergbau zurück. Vermutlich stießen Zisterzienser aus dem böhmischen Kloster Osek im Zuge der Erschließung des Erzgebirges im 13. Jahrhundert auf eine zinnhaltige Seifenlagerstätte im Bereich des Seiffenbaches und begannen mit dem Abbau. Dazu wurden die Gerölle des Baches ausgewaschen, wozu die leichten erdigen und sandigen Bestandteile weggespült wurden, während die schweren Zinnsteinkörner („Graupen“) zurückblieben und aufgesammelt werden konnten.

In einer 1324 für die Burg Sayda und die Burg Purschenstein ausgestellten Lehnsurkunde werden erstmals Cynsifen genannt. Es ist davon auszugehen, dass damals bereits eine Ansiedlung der Zinnseifner bestand, deren Existenz jedoch erst 1451 in einem Lehnsbrief als czyn Syffen zweifelsfrei belegt wird.

In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts begann die Zinngewinnung aus dem festen Gestein. Im Mittelpunkt des Abbaus stand dabei eine stockförmige Lagerstätte, die auf einer Fläche von etwa 9 Hektar und bis in eine Tiefe von etwa 30 Metern eine große abbauwürdige Erzmasse darstellte. Der Zinnstock befand sich etwa 100 Meter östlich der heutigen Seiffener Kirche. An diesen Zinnstock schlossen sich in südliche und südöstliche Richtung noch mehrere Gänge an, die neben Zinn auch Arsenkies, Kupferkies und Roteisenerz enthielten. Der Zinngehalt betrug im Zinnstock bis zu 1,4 Prozent, in den Erzgängen bis zu 2,9 Prozent.

Für den Abbau aus dem Festgestein kamen sowohl Tiefbau als auch Tagebau zur Anwendung. Vortrieb und Abbau erfolgten u. a. mittels Feuersetzen, wovon Spuren an den beiden Bingen Neuglück und Geyerin zeugen, die durch den Tagebaubetrieb des Seiffener Zinnstocks entstanden.

1480 erhielt der auf Schloss Purschenstein sitzende Grundherr Kaspar von Schönberg das Recht, die Zinnbergwerke im Rahmen des niederen Bergregals selbst zu verleihen. Zur Regelung der Bergbaugeschäfte setzten die von Schönbergs einen Bergmeister ein.

Der Bergbau wurde überwiegend von Eigenlehnern durchgeführt, d. h. von selbstständigen Bergleuten, welche ihre kleinen Gruben weitgehend allein auf Gewinn und Verlust betrieben. Der Abbau war jedoch wenig profitabel, so dass der Bergbauort Seiffen nur langsam wuchs. Im Jahr 1486 hatte der Ort erst 13 Einwohner mit ihren Familien (damit also auch 13 Häuser), 1542 waren es 21 Einwohner und 1551 wurden 14 ansässige Einwohner und 58 Inwohner und damit insgesamt etwa 130 Einwohner registriert.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts setzte ein langsamer Aufschwung des Bergbaus ein. Ab 1550 begannen die Knappen mit dem Vortrieb des etwa 600 Meter langen Johannisstollns, der den Zinnstock unterfuhr und entwässerte und noch weiter ins Gebiet der Zinngänge getrieben wurde. Damit verbesserten sich die Abbaubedingungen. 1560 bestanden im Tal des Seiffenbaches 8 Pochwerke, welche das zinnhaltige Gestein vor der Verhüttung zerkleinerten. 1573 wurde ein Ausbringen von 73 Zentnern Zinn registriert. Die beiden Hauptförderorte, die Tagebaubereiche der Bingen Neuglück und Geyerin werden 1570 bzw. 1593 erstmals genannt.

Im Jahre 1600 richteten die von Schönbergs wegen der inzwischen gestiegenen Bedeutung des Erzabbaus ein Vasallenbergamt ein. Etwa zur gleichen Zeit wurde auch der Heidengraben als Kunstgraben angelegt, um Wasser aus dem Einzugsgebiet der Schweinitz zu den Seiffener Pochwerken und Erzwäschen zu leiten.

Die Einwohnerzahl des Bergortes wuchs bis 1618 auf 240 Personen. Der wachsende Ort, der kirchlich seit 1539 zur Parochie Neuhausen gehörte, erhielt um 1570 eine Bergkapelle. Die Seiffener Schule wurde 1620 erstmals erwähnt.

Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges kamen ab 1635 böhmische Exulanten nach Seiffen. Damit wuchs die Einwohnerzahl weiter, bis 1660 erhöhte sie sich auf 380 Personen. Mit der wachsenden Einwohnerzahl stieg der Druck auf dem Arbeitsmarkt, da nicht alle neuen Seiffener im Bergbau Lohn und Brot finden konnten. Ein Teil der Einwohner wandte sich (gezwungenermaßen) der Holzverarbeitung als Haupterwerb zu. Als Nebenerwerb wurde in Seiffen Holz schon im 16. Jahrhundert u. a. zu Schüsseln und Schaufeln verarbeitet. Dies bezeugt die Holzordnung für das Purschensteiner Gebiet von 1588. 1650 und 1655 wurden nun erstmals ansässige Holzdrechsler urkundlich genannt, die Gebrauchsgegenstände wie Teller, Knöpfe, Spindeln u. ä. herstellten.

Dennoch blieb Seiffen weiterhin ein Bergbauort. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erlebte der Zinnabbau seinen Höhepunkt. Eine Auswertung der Kaufbücher gibt an, dass zwischen 1705 und 1755 etwa 90 Prozent der Berufsangaben einen Bergbaubezug haben, neben Bergleuten wurden hier u. a. Geschworene (höherer Bergwerksbeamter), Schmelzer und Schmiede, aber nur drei Drechsler genannt. Die Zinnausbeute der Seiffener und Heidelberger Gruben belief sich 1725 auf 400 Zentner, 1729 auf 300 und 1730 sogar auf 508 Zentner. In die Zeit des bergbaulichen Aufschwungs fiel auch der Bau der zweiten Seiffener Schule im Jahr 1722.

Die Zinnausbeute ebbte nach 1750 aufgrund der Erschöpfung der Lagerstätte stark ab. 1772 wurde ein Ausbringen von nur noch 16–18 Zentnern registriert. Mit dem Niedergang des Bergbaus entwickelte sich nun die Holzbearbeitung in stärkerem Maße. Die wirtschaftliche Not zwang die Bergleute, sich dem Drechseln zuzuwenden. Die ehemals über 30 wassergetriebenen Pochwerke wurden stillgelegt und teilweise zu Drehwerken umgerüstet. Ein 1760 fertiggestelltes Wasserkraftdrehwerk blieb erhalten und kann im Erzgebirgischen Freilichtmuseum besichtigt werden. Neben den Produktionsstätten bildete sich auch das entsprechende Verlagssystem heraus.

Bereits frühzeitig wurde dabei neben Gebrauchsgegenständen auch Spielzeug hergestellt. Ab 1760 wurde „Seiffener Ware“ über die Handelsplätze Nürnberg und Leipzig europaweit gehandelt, ab 1784 auch nach Übersee exportiert. Die Seiffener Holzprodukte konnten sich gegenüber den Erzeugnissen anderer Spielzeugzentren rasch durchsetzen, da sie wegen des niedrigen Lohnniveaus im Erzgebirge günstig und zudem in großer Sortimentsvielfalt massenweise produziert werden konnten.

Die zwischen 1776 und 1779 erbaute Seiffener Kirche prägt das Ortsbild, seitdem die Bergkapelle aus der Zeit um 1570 wegen Baufälligkeit abgerissen wurde. Das nach einem Plan von Christian Gotthelf Reuther (1742–1795) in Anlehnung an die Dresdner Frauenkirche errichtete Gotteshaus weist einen für eine Dorfkirche ungewöhnlichen achteckigen Grundriss auf. Über dem Eingang der Kirche, die als ein Zeugnis der Frömmigkeit der Bergleute gilt, befindet sich die Weihinschrift: „Zur Ehre Gottes und zum Heil der Menschen“. Auf der Wetterfahne der Kirche steht eine aus Bronze gegossene Bergmannsfigur, die auf den Zinnbergbau verweist. 1833 wurde Seiffen eigenständige Parochie.

Das Holzwarengewerbe, welches 1810 um das Reifendrehen erweitert wurde, entwickelte sich bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum bestimmenden Wirtschaftsfaktor Seiffens. 1771 waren in diesem Bereich 27 Personen tätig, 1800 schon 110 Personen. 1834 waren im Ort 310 zinszahlende Drechsler, 205 Gehilfen und etwa 750 mithelfende Familienangehörige registriert und 1868 verdienten 937 von 1.438 Einwohnern ihren Lebensunterhalt mit der Spiel- und Holzwarenherstellung.

Der ab den 1780er Jahren nur noch äußerst schwach betriebene Bergbau endete 1855, das Schönbergsche Vasallenbergamt wurde bereits 1849 aufgelöst

1852 wurde eine staatliche Spielwarenfachschule gegründet. 1863 wurde im Ortsteil Steinhübel und 1864 in Seiffen eine Schule errichtet. 1875 wurde die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Mit dem Bahnhof Dittersbach-Seiffen an der Bahnstrecke Pockau-Lengefeld–Neuhausen erhielt der Ort im Jahr 1895 Eisenbahnanschluss.

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts stellten die Seiffener Spielzeugmacher immer mehr miniaturisierte Figuren, Häuser und Fahrzeuge. Kleinstspielzeug wurde sogar in Zündholzschachteln angeboten. Ursächlich für diesen Trend waren neben steigenden Holzpreisen veränderte Zollbestimmungen wichtiger Importländer, die Gewichtszölle anstelle von Warenwertzöllen einführten. Schweren, sperrigen Großspielzeugen war damit eine Ausfuhr stark erschwert. In Seiffen machte sich besonders der Verleger H. E. Langer um die Förderung des Prozesses der Miniaturisierung verdient.

1909 erhielt Seiffen ein neues Schulgebäude (2012 abgebrochen), und 1912 wurde der Ort an das Elektrizitätsnetz angeschlossen. 1919 gründete sich der Wirtschaftsverband der Erzgebirgischen Spielwarenverfertiger. Das Rathaus wurde 1927 eingeweiht.

Im Jahre 1934 wurde die Freilichtbühne eröffnet. Die von Max Schanz entworfenen Striezelkinder erhielten auf der Pariser Weltausstellung von 1937 eine Goldmedaille. Am 1. April 1939 wurden die Gemeinden Heidelberg, Oberseiffenbach (ohne Oberlochmühle) sowie die Ortsteile Wettinhöhe und Seiffen-Grund der Gemeinde Niederseiffenbach und die Ortsteile Wetzelhübel (bisher Deutschneudorf) und Glashütte Heidelbach (bisher Neuhausen) nach Seiffen eingemeindet. Seit 1943 hatte der Ortsteil Heidelberg erstmals einen Kindergarten.

Seiffen ist mit rund 6,5 Millionen Euro Schulden (Stand: November 2011) belastet, die vor allem auf Baumaßnahmen wie ein Freizeitbad in den 1990er Jahren zurückzuführen sind. Das Sächsische Staatsministerium des Innern hat in Aussicht gestellt, dass bei Bildung einer Einheitsgemeinde aus den bisher selbständigen Orten Seiffen, Heidersdorf und Deutschneudorf, ein Schuldenerlass in Form einer Niederschlagung erfolgen könnte. Hingegen strebte die Bürgerinitiative Pro Schwartenberggemeinde einen Zusammenschluss mit Neuhausen/Erzgeb. als einer Schwartenberggemeinde und einen damit verbundenen Wechsel in den Landkreis Mittelsachsen an. Am 13. November 2011 wurde ein Bürgerentscheid durchgeführt, bei der eine Fusion mit Neuhausen von 55 % der Seiffener Bürger abgelehnt wurde. Zuvor hatte das Sächsische Staatsministerium des Innern bereits verlautbaren lassen, dass eine Gemeindefusion über die bestehenden Kreisgrenzen nicht genehmigungsfähig wäre.

Ort : Geographische Breite: 50.6505536, Geographische Länge: 13.4497976


Geburt

Treffer 1 bis 1 von 1

   Nachname, Taufnamen    Geburt    Personen-Kennung 
1 Rudolph, Ilse Hanna  11 Mai 1936Seiffen, Erzgebirgskreis, Sachsen, Deutschland I168956

Tod

Treffer 1 bis 2 von 2

   Nachname, Taufnamen    Tod    Personen-Kennung 
1 Ludwig, Selma Minna  17 Jun 1939Seiffen, Erzgebirgskreis, Sachsen, Deutschland I168968
2 Ramm, Paul Max  Okt 1946Seiffen, Erzgebirgskreis, Sachsen, Deutschland I168967

Eheschließung

Treffer 1 bis 3 von 3

   Familie    Eheschließung    Familien-Kennung 
1 Krämer / Härig  25 Mai 1865Seiffen, Erzgebirgskreis, Sachsen, Deutschland F56026
2 Ramm / Ludwig  9 Mai 1897Seiffen, Erzgebirgskreis, Sachsen, Deutschland F56027
3 Rudolph / Ramm  25 Aug 1923Seiffen, Erzgebirgskreis, Sachsen, Deutschland F56024