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Lüdenscheid, Märkischer Kreis, Nordrhein-Westfalen, Deutschland



 


Notizen:
Wikipedia 2020:

Lüdenscheid (westfälisch Lünsche) ist die Kreisstadt und eine Große kreisangehörige Stadt des Märkischen Kreises und liegt im Nordwesten des Sauerlandes im Regierungsbezirk Arnsberg in Nordrhein-Westfalen. Die Stadt zählt 72.611 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2018). Der Beiname „Bergstadt“ wird seit Jahrzehnten häufig verwendet und fand unter anderem Eingang in die offizielle Bezeichnung des dritten städtischen Gymnasiums. „Stadt des Lichts“ ist ein der Stadtwerbung dienendes Attribut der jüngsten Zeit und nimmt Bezug auf die Lüdenscheider Lampen- und Leuchtenindustrie. Lüdenscheid bildet das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum des südlichen Märkischen Kreises mit Ausstrahlungen darüber hinaus. Funktional ist es ein Mittelzentrum mit Teilfunktionen eines Oberzentrums. Vor den Gebietsreformen der 1970er Jahre war die Stadt die einwohnerstärkste des Sauerlandes und Südwestfalens.

Geschichte:

Erste Spuren von Menschen im Lüdenscheider Gebiet stammen aus der Mittelsteinzeit. Größte Fundstelle ist die Station Brockhausen, von welcher 2500 Artefakte (Mikrolithen, Klingen, Kernsteine, Abschläge aus Flint und Kieselschiefer) stammen. Weitere Stationen mit über 500 Artefakten sind: Bellmerei und Rittinghausen (Homert). Außerdem sind aus dieser Zeit in Lüdenscheid sieben Lagerplätze (50 bis 500 Artefakte), zwölf Rastplätze (5 bis 50 Artefakte) und 24 Streufunde (ein bis fünf Artefakte) bekannt. Ein mittelsteinzeitlicher Lagerplatz bei Oedenthal diente in dieser Funktion auch Menschen aus der Jungsteinzeit. Siedlungs- und Grabspuren aus der Jungsteinzeit auf Lüdenscheider Gebiet sind unbekannt. Einzelfunde dieser Zeit gab es an folgenden Orten: Augustenthal, Haus Schöneck, Hulsberg, Römerweg, Brockhausen, Tweer, Stilleking und Brunscheid. Artefakte aus der Bronzezeit sind bislang nicht gefunden worden. Zur Anwesenheit von Menschen in der frühen Eisenzeit heißt es: „Nur ein eisernes Tüllenbeil, das in der Umgebung von Lüdenscheid gefunden worden sein soll, bildet den einzigen, allerdings sehr unsicheren Anhaltspunkt.“ Erste Siedlungsfunde aus der Zeit von 800 bis 1000 n. Chr. sind aus Brockhausen, Stilleking, Rittinghausen, Ellinghausen, Springe bei Vogelberg, der Woeste, Brunscheid und vom Grünen Siepen bei Ellinghausen bekannt. Für diese Zeit konnten auch Eisenverhüttungen und Schmieden in der Normecke bei Ellinghausen und in Eggenscheid nachgewiesen werden. Ob Sugambrer, die im Sauerland siedelten, sich auch im Raum Lüdenscheid dauerhaft niederließen, dürfte kaum noch belegbar sein. Im Gegensatz zu den ab etwa 700 n. Chr. das Sauerland durchdringenden Sachsen zählten sie zu den Franken. Das ursprüngliche örtliche Idiom soll neben den dominierenden sächsisch-niederdeutschen auch niederfränkische Einflüsse besitzen. Da zuerst die ertragreichen Gebiete des Sauerlandes und nicht die kargen Böden und die klimatisch, insbesondere wegen ihrer Höhenlage, weniger begünstigten Lagen besiedelt wurden, wird heute davon ausgegangen, dass die kontinuierliche Besiedelung des Lüdenscheider Raumes erst nach dem siebten Jahrhundert begonnen hat. Wann sie genau erfolgte, liegt wegen fehlender Belege im Dunkeln.

Vermutlich im 9. Jahrhundert entstand Lüdenscheid als sächsische Siedlung an einem Heerweg, welcher von Köln über die Gebiete der heutigen Städte Wipperfürth, Halver, Werdohl und Arnsberg nach Soest führte. Es handelte sich zunächst um eine Bauerschaft, eventuell mit einer Zollstätte der Erzbischöfe von Köln, den seinerzeitigen Landesherren. Der Ort markierte die Stelle, an der der Weg die Wasserscheide zwischen Lenne und Volme passierte. Bis heute ist der Verlauf der alten Fernverbindung an der Folge von Knapper-, Wilhelm- und Werdohler Straße ablesbar. Ebenfalls bereits im 9. Jahrhundert soll ein erster Vorgänger der heutigen Erlöserkirche errichtet worden sein. Nach der Theorie des Historikers Albert K. Hömberg gehörte Lüdenscheid zu den angenommenen sogenannten Stammpfarreien des Kölner Erzbistums. Faktisch war es bald das Zentrum eines Dekanates mit 15 Kirchspielen, zu welchen im Westen Radevormwald und im Norden auch Schwelm, Hagen und Ergste gehörten. Das Patrozinium für die Kirche bezog sich auf den Heiligen Medardus, den in der gleichnamigen Kirche in Soissons begrabenen Bischof von Noyon und Tournai. Nordfranzösische Einflüsse sind nicht belegt. Bedenkt man die klimatischen Verhältnisse Lüdenscheids, ist es aber nicht unwahrscheinlich, dass er gewählt wurde, weil er als „Wetterheiliger“ gilt. 1067 wurde der Ort zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Erzbischof Anno II. übertrug einen Teil der Zehnteinnahmen aus dem Dorf (villa) Luidolvessceith dem neugegründeten Stift St. Georg in Köln. 1072 stattete er das nun gegründete Kloster Grafschaft im Hochsauerland mit weiteren Einnahmen aus Luidolfessceide aus. Dem Abt des Klosters oblag dann auch die Kollatur (Berufung) des Lüdenscheider Pfarrers bis in nachreformatorische Zeit. Im Jahr 1114 wurde in Lüdenscheid der Bau einer Burg (castrum munitissimum imperatoris) durch Kaiser Heinrich V. begonnen. Sie sollte als Stützpunkt gegenüber dem Kölner Erzbischof Friedrich I. von Schwarzenburg und den Grafen von Arnsberg dienen. Bereits im Jahr darauf, 1115, wurde sie durch Friedrich von Arnsberg erstmals zerstört. Der Standort der kleinen Anlage wird im Bereich des heutigen Alten Rathauses angenommen. In der Folgezeit wurde Lüdenscheid eines von sieben Archidiakonaten des Erzbistums Köln. Leiter dieser bedeutenden mittleren Verwaltungseinheit (Archidiakon) war jeweils der Dekan des Kölner Stiftes St. Georg, welches ja bereits seit 1067 Einnahmen aus Lüdenscheid bezog.

Das frühe Mittelalter war für Lüdenscheid geprägt durch den Gegensatz der Kölner Erzbischöfe und der Grafen von Altena, der späteren Grafen von der Mark. Die geistlichen Herren besaßen zugleich den Titel eines Herzogs von Westfalen; die Grafen von Altena standen in ihren Diensten. Somit wurde von Kurköln auch über das später märkische Gebiet die weltliche Oberhoheit beansprucht. Die örtlichen Grafen strebten jedoch die Errichtung einer eigenständigen Territorialherrschaft an. In diesem Zusammenhang besaß das strategisch und kirchenorganisatorisch wichtige Lüdenscheid Bedeutung: Mit einer Erhebung zur Stadt beabsichtigten die Grafen von der Mark die Stärkung ihres Einflusses. Jedoch musste eine Genehmigung Kurkölns eingeholt werden. Graf Engelbert I. von der Mark war mit einer Nichte des Erzbischofs Engelbert II. von Falkenburg verheiratet, bat 1268 seinen Schwiegervater um Vermittlung und schrieb: „[…] dat de Hertoghe van Lymburg den van Valkenberghe und den van Henszberghe dar voir guit sind van des Byschoppes wegen van Colne, dat men van Ludenscheyde eyn Stat mach marken.“.[16] Gräben und Mauern entstanden, und der bereits etwa 400 Jahre alte Ort wurde zur Stadt. Die damit verbundenen vollen Rechte und Privilegien erwarb sie jedoch erst nach und nach. Auch wenn 1268 als Jahr der Stadtwerdung gilt, erfolgte die erste Erwähnung als oppidum (kleine Stadt) nicht vor 1278: Graf Eberhard von der Mark erhielt in diesem Jahr von Erzbischof Siegfried von Westerburg die Anweisung, die Mauern zu schleifen und die Gräben zu verfüllen. Dies konnte jedoch abgewendet werden, indem er ihm die Stadt im folgenden Jahr als Lehen auftrug. Nach der Schlacht von Worringen 1288 war der Kölner Einfluss bereits weitgehend Vergangenheit.

Im Jahr 1287 wird erstmals ein Stadtrat erwähnt, und für 1351 gibt es den ersten Hinweise auf zwei gleichzeitig amtierende Bürgermeister („Proconsules et consules“), vergleichbar der Regelung in Dortmund. Der erste namentlich noch bekannte Amtsinhaber (Vrolich Hake) erscheint in einer Urkunde von 1396 aus dem Herscheider Kirchenarchiv. Die lange Zeit endgültige Form der städtischen Selbstverwaltung nach Dortmunder Vorbild hatte sich bis 1462 herausgebildet: Neben dem Bürgermeister bestanden „Rat“ und „Gemeine“ mit je sechs von der Bürgerschaft zu wählenden Mitgliedern. Das Marktprivileg wurde Lüdenscheid 1425 erteilt; zunächst waren es jährlich drei und ab 1533 vier Jahrmärkte.

Bis 1491 wurde als zweites Gotteshaus die sogenannte Kreuzkapelle im Bereich des heutigen Sternplatzes errichtet (1885 abgerissen). Bereits 1248 wurde Lüdenscheid als Hanseort des Soester Quartiers erwähnt. Seit 1549 wurde es bei dem Städtebund durch Unna vertreten. Bei noch schwankender Haltung der Grafen von der Mark führte die Stadtgemeinde zwischen 1563 und 1578 die Reformation ein; Lüdenscheid bekannte sich zur lutherischen Konfession.

Ort : Geographische Breite: 51.2195907, Geographische Länge: 7.6381589

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